Netz-Manager behelfen sich mit Mikrosegmentierung Switching-Verfahren erschliessen im LAN die gesamte Bandbreite

21.01.1994

MUENCHEN (pg) - Der Ruf nach mehr Bandbreite in den Netzen wird zunehmend lauter. Ursache dafuer sind Client-Server- sowie Multimedia-Applikationen, die immer haeufiger und mit wachsendem Volumen durch die Netzwerke jagen. Als Loesungen werden dem Anwender seitens der Hersteller Produkte geboten, deren Technologie vom Switching ueber Fast Ethernet, FDDI bis hin zu ATM reichen. Folge: Die Marktsituation ist undurchsichtig.

Die 100-Mbit/s-Alternative fuer LANs - Fast Ethernet -, die sich vor Jahresfrist noch als potentielle Loesung fuer das Bandbreitenproblem in lokalen Netzen abzeichnete, scheint out zu sein, noch ehe sie zum Tragen kommen konnte. Hierfuer gibt es zwei wesentliche Gruende: Erstens vermochte sich die Standardorganisation IEEE Mitte 1993 nicht zugunsten eines der beiden konkurrierenden Proposals zu entscheiden; auf den Anwender kommen jetzt also nichtkompatible Produkte aus zwei Lagern zu. Zweitens sind die Spezifikationen auf die in den USA sehr verbreiteten Unshielded-Twisted-Pair-Kabel ausgelegt, weniger aber fuer die geschirmten Leitungen in Europa.

"Man kann dem Anwender nicht empfehlen, sich in groesserem Masse auf eine der Fast-Ethernet-Technologien einzulassen", warnt deshalb Franz-Joachim Kauffels, unabhaengiger Berater aus Euskirchen, vor dem Einsatz solcher Verfahren. Die amerikanischen Produkte, so der Consultant, werden mit Sicherheit nicht zu den europaeischen Normen passen, zumal die Richtlinien fuer Abstrahlung in der EU verschaerft werden.

Waehrend ueber dem grossen Teich das Interesse der IS-Manager an Fast Ethernet wegen der UTP-Verkabelung groesser ist als hierzulande, hat sich auch in Deutschland eine rege Nachfrage nach Ethernet- Switching-Produkten entwickelt. Wegen der Unsicherheit in Sachen Fast Ethernet decken immer mehr Unternehmen ihren Bandbreitenbedarf zunaechst mit Hilfe von Ethernet-Switches, die mit Paketvermittlungstechnik dedizierte 10-Mbit/s-Verbindungen zum Desktop oder zu kritischen Netzwerkressourcen wie zum Beispiel Servern liefern.

Der Vorteil dieses Verfahrens liegt im Preis-Leistungs-Verhaeltnis. Gemessen an den Kosten, die fuer die Installation von FDDI und ATM bis zum Desktop entstehen, ist die noetige Investition in Ethernet- Switching-Komponenten sehr gering. Den Trend in den Unternehmen fasst Kauffels unter dem Stichwort Mikrosegmentierung zusammen. Dabei wird Arbeitsstationen, die grosse Datenvolumen und Applikationen fahren, exklusiv Bandbreite zugewiesen.

Companies, deren Vernetzung auf strukturierter Verkabelung und Hub-Technologie basiert, sind nach Ansicht des Beraters ohnedies aus dem Schneider. Netz-Manager koennen naemlich, unabhaengig von der Entwicklung der unterschiedlichen Techniken, bei Bedarf Module in den Hub implementieren, der dann die gewuenschte Topologie unterstuetzt.

Aufgrund des ausgereiften Hub-Angebotes am Markt haelt der Netzspezialist die Lage in Deutschland fuer weit entspannter als die Hersteller gern glauben machen wuerden. "Die Anwender haben die Nase von neuen Technologien zunaechst voll", weiss Kauffels aus seiner Erfahrung als Berater zu berichten. Wenn gegenwaertig investiert werde, dann in erster Linie in Client-Server-Projekte.

Unternehmen, die keinen ab-solut dringenden Bedarf an ho-her Bandbreite haben, kommen zunaechst also mit Ethernet-Switching ueber die Runden und koennen die Entwicklung von ATM abwarten. Kauffels rechnet zwar damit, dass die Multimedia-Welle aus dem Consumer- Bereich verstaerkt in die Unternehmensnetze schwapppen und das herkoemmliche Ethernet dann ueberfordert sein wird, sieht fuer die meisten Anwendungen aber dedizierte 10 Mbit/s bis zur Marktreife von ATM als ausreichend an.

Die Zukunft fuer Bit-aufwendige Applikationen in LANs wird, glaubt man den allgemeinen Prognosen, bei ATM liegen, einer Technologie, die Unternehmen eine mittel- bis langfristige Investitionssicherheit verspricht. Bei konsequenter Anwendung der Hub-Konzeption wird sich die Netzlast, so Kauffels, automatisch auf den Bereich zwischen den Hubs verschieben, fuer den ATM dann optimal, FDDI aber nicht geeignet ist. Bei FDDI deutet sich dagegen eine Entwicklung vom Backbone in Richtung Desktop an. Die Nachfrage nach FDDI-Endgeraeteadaptern hat in Deutschland 1993 zugenommen.