Networking: Firmen fürchten Kontrollverlust

04.07.2005
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Winfried Gertz ist Journalist in München. Er arbeitet in einem Netzwerk von zahlreichen Anbietern kreativer Dienstleistungen. Das Spektrum reicht von redaktioneller Hörfunk- und Fernsehproduktion über professionelle Fotografie bis zu Werbetexten für Industrieunternehmen und Non-Profit-Organisationen.

Amerikanische IT-Konzerne erlauben ihren Mitarbeitern zu bloggen - vor allem, um den Wissenstransfer zu beschleunigen. Schmid empfiehlt dafür klare Spielregeln ("Code of Conduct"), damit der "Gedanke des informellen Networking nicht missbraucht wird". Sei jedoch überhaupt keine Kritik erlaubt, "ist das Netzwerk tot, ehe es richtig zu leben begonnen hat." Während Jonathan Schwartz, President und COO von Sun Microsystems, nach aktuellen Schätzungen inzwischen etwa 10 000 bloggenden Mitarbeitern mit gutem Beispiel vorangeht und nahezu täglich seine Gedanken im Web verbreitet oder sich Microsoft-Windows-Chefentwickler Jim Allchin per Weblog als Gitarrist von außergewöhnlicher Begabung zeigt, erinnern die Blogs aus der SAP-Chefetage eher an den Duktus offizieller Verlautbarungen. D

ass Unternehmen befürchten, extrem vernetzte Mitarbeiter könnten ihre Fähigkeiten so lange steigern, bis sie von der Konkurrenz abgeworben würden, ist verständlich. Durch eine defensive Haltung bleiben aber auch Chancen ungenutzt: "Softwareentwickler sind hochmotiviert", lobt Schmid, "sie haben ein starkes Bedürfnis nach Teamarbeit und gemeinsamer Problemlösung." (iw)

Wichtige Netzwerk-Plattformen

Linkedin (www.linkedin.com): Größtes internationales Business-Netzwerk mit rund 1,2 Millionen Mitgliedern und exklusivem Anspruch. Nicht kostenpflichtig. Teilnehmen darf allein, wer von Mitgliedern empfohlen wird. Geschäftssprache: Englisch.

Open BC (www.openbc.com): In Hamburg gegründet und europaweit stark wachsend. Aktuell sind rund 500 000 Mitglieder registriert. Es gibt keinen Exklusivanspruch wie bei Linkedin, dafür eröffnet eine Premium-Mitgliedschaft (rund sechs Euro pro Monat) mehr Kontaktfunktionen. Nachteil: Auf der Plattform tummeln sich viele Berater, die zwar Informationen sammeln aber selbst nichts zur Verfügung stellen. Unter den 16 Geschäftssprachen finden sich beispielsweise Deutsch, Englisch, Spanisch, Französisch, Portugiesisch, Russisch und Chinesisch.

Performers Circle (www.performerscircle.com): Anfang Juni begonnenes, kostenpflichtiges Projekt der Verlagsgruppe Handelsblatt. In den Teilnehmerkreis wird nur aufgenommen, wer von einem Mitglied eingeladen wird und dem Anforderungsprofil - mehrjährige Berufserfahrung in leitenden Funktionen - entspricht. Wer regelmäßig Diskussionsbeiträge in Foren schreibt und neue Mitglieder wirbt, steigert seinen Community-Wert. Dies wird belohnt mit kostenloser Mitgliedschaft oder Gratis-Weiterbildungsangeboten. Sprachen: Deutsch und Englisch. Bisher rund 5000 Mitglieder.