Netweaver: Der Nutzen ist nicht offensichtlich

29.08.2005
Anwender stehen der SAP-Infrastruktur positiv gegenüber, halten sich mit Investitionen aber noch zurück.

Die Reife der SAP-Infrastrukturplattform "Netweaver" bewerten große deutsche Unternehmen auf einer Skala von 1 bis 5 mit dem Wert 2,4. Besonders gut schneidet dabei mit 1,5 der zu Netweaver gehörende "Web Application Server" (WAS) ab. Zu diesem Ergebnis kommt der IT-Dienstleister und SAP-Partner Lynx-Consulting AG aus Bielefeld aufgrund einer Befragung von 100 Unternehmen. Der Botschaft SAPs, die Einführung der Technik führe zu mehr Offenheit und zu einer leichteren Integration, widersprechen nur neun Unternehmen, während 45 dem zustimmen und 15 dieser Aussage indifferent gegenüberstehen.

Umfrage

Lynx befragte Unternehmen in Deutschland mit einem Jahresumsatz zwischen 0,2 und fünf Milliarden Euro. An den schriftlichen Interviews nahmen die IT-Leiter von 100 Unternehmen aller Branchen teil. Sie repräsentieren nach eigenen Angaben über 70000 Endanwender der SAP-Software. Die Ergebnisse erscheinen ab Mitte September 2005 in Studienform.

Herantasten an Mysap ERP

Trotz dieser positiven Einschätzung lassen sich die Unternehmen mit konkreten Einsatzplänen noch Zeit. So wollen über 64 Prozent der Befragten in den kommenden zwölf Monaten nicht auf das aktuelle Release "Mysap ERP" wechseln, das mit Netweaver-Technik wie dem WAS als Ablaufumgebung gekoppelt ist. Nur neun Prozent der Unternehmen setzen auf SAPs jüngste ERP-Generation, davon planen 17 Prozent eine Migration in den nächsten zwölf Monaten.

Die Umfrage zeigt laut Lynx-Vorstand Steffen Jakob, dass für viele Anwender die "griffigen Vorteile" zählen und nicht die "technische Raffinesse". So seien für 41 Prozent der Entscheider, wenn sie neue SAP-Komponenten einführten, vor allem Funktionen ausschlaggebend, während nur für jeden Siebten die technische Neuerung den Hauptgrund liefert. Rund drei Viertel der Befragten lehnten ein frühzeitiges Sammeln von Erfahrungen mit Netweaver-Komponenten sogar ganz ab. "Reine Technik interessiert die Anwender nur bedingt. Wenn sie vom Nutzen überzeugt sind, investieren sie auch", resümiert Jakob die Ergebnisse der Umfrage.

Am stärksten verbreitet ist beispielsweise das "Business Warehouse", mit dem Daten zentral gesammelt und für das Reporting konsolidiert werden. 39 Befragte geben an, es produktiv zu nutzen, weitere 20 wollen in den nächsten zwei Jahren ein entsprechendes Projekt beginnen. Dagegen ist es um das "Master Data Management" - also um die Standardisierung und Verwaltung aller im Unternehmen genutzten Stammdaten - noch schlecht bestellt. Nur zwei von hundert Unternehmen verfügen über eine produktive Anwendung, und nur sieben planen, in dieser Hinsicht zu investieren.

Ähnlich stehen die Firmen zur Anwendungsintegration. Die Komponente SAP XI zur Kommunikation mit Fremdsystemen hat mit 41 Nennungen einen hohen Bekanntheitsgrad, wird jedoch bisher nur von zwölf Unternehmen produktiv genutzt. Immerhin 19 Prozent erwägen den Einsatz in naher Zukunft. Eine Anbindung mobiler Endgeräte an die SAP-Lösungswelt durch die Komponente "Mobile Infrastructure" findet in acht von hundert Unternehmen statt, 13 weitere planen diesen Schritt. Beim Betrieb von Portalen besteht hingegen eine große Lücke. Zwei Drittel aller Unternehmen verwenden keines. Allerdings wächst die Zahl derer, die das "Enterprise Portal" der SAP innerhalb der nächsten zwei Jahren einsetzen wollen, nach Angaben der Befragten von jetzt zehn auf 26 Prozent.

Aus Sicht von Lynx ist dies eine eindeutige Aufforderung an den Hersteller und seine Partner, die geschäftlichen Vorteile der neuen SAP-Infrastruktur besser zu verdeutlichen. (ue)