Manuelle Nachbesserung bei 3.12-Clients erforderlich

Netware ignoriert den Jahreswechsel 2000

24.10.1997

Nicht genug, daß Anwender damit beschäftigt sind, ihre alten Mainframe-Applikationen für den Wechsel ins Jahr 2000 vorzubereiten. Jetzt müssen sie sich auch um die weitaus jüngeren LAN-Installationen sorgen. Die beiden aktuellen Novell-Lösungen Netware 3.12 und Netware 4.1 berücksichtigen den Sprung von 1999 auf 2000 nicht.

Das Test-Center der CW-Schwesterpublikation "Infoworld" nahm das Problem unter die Lupe. Dazu installierten die Tester Netware 3.12 auf einem Jahr-2000-fähigen Compaq-Rechner. Eine Minute vor dem simulierten Jahreswechsel wurde der Rechner ausgestellt und zwei Minuten später wieder hochgefahren. Das "set-time"-Kommando des Betriebssystems präsentierte der Mannschaft die korrekte Uhrzeit 00:02 und das falsche Datum 01. Januar 1988. Wird der Rechner während des Datumssprungs nicht ausgeschaltet, zeigt er zwar zunächst das richtige Jahr an. Bei einem Neustart springt die Uhr jedoch auf das Jahr 1988 zurück.

Das Problem ist den Netzwerkern bekannt. Sie werden in den nächsten Wochen Patches in den Betatest schicken, die den Defekt beheben sollen. Allerdings berücksichtigen die Ergänzungen vornehmlich die Server-Belange. Eine Möglichkeit, die Patches automatisch an die Clients zu verteilen, haben die Novell-Entwickler nur im beschränkten Maße gefunden.

Als einfache Kosmetik bezeichnet Novell den Aufwand, die Fehler zu beheben. Das dürfte allerdings nur die halbe Wahrheit sein, denn die Aussage trifft nur für Server zu. In 4.1-Netzen soll sich die Jahr-2000-Software auf dem Server installieren und via "Novell Application Launcher" (NAL) an die Netzstationen verteilen lassen. Letzteres funktioniert unter Netware 3.12 nicht, da die Clients NAL nicht kennen.

Als Folge stellt sich für die Administratoren ein Alptraum-Szenario ein: Jeder im Netz eingebundene Desktop muß manuell bearbeitet oder das komplette Netz auf die neueste Version Netware 4.11 aufgerüstet werden. "Wenn Novell keinen anderen Weg finden wird, läuft das Unternehmen Gefahr, einen großen Kundenstamm zu verlieren", zeichnet Jon Oltsik, Senior Analyst bei Forrester Research, für den Anbieter ein bedrohliches Bild.