Netviewer Net Presenter

Netviewer: Ein Kongresszentrum für das Internet

22.02.2008
Von Handelsblatt 
Ein neues Programm des Anbieters Netviewer ermöglicht interaktive Präsentationen im Internet. Unternehmen können so Analystentreffs, Pressekonferenzen oder Verkaufsveranstaltungen im Web organisieren - und ihre Mitarbeiter nicht mehr mit teuren Flügen um den Globus schicken. Selbst Videokonferenzen könnten bald ein Relikt der Vergangenheit sein.

DÜSSELDORF. Bei der "Live Presenter" genannten Webkommunikation ist der Internetbildschirm in mehrere Fenster unterteilt. Ein Moderator führt live durch das Programm. Gleichzeitig sind Fotos, Grafiken oder Videos zu sehen. Interaktion entsteht über eine Chat-Funktion. Teilnehmer können Fragen stellen oder Kommentare zur Präsentation abgeben. "Auf diese Weise ist erstmals während einer Web-Präsentation ein Feedback über das gleiche Medium möglich", sagt Netviewer-Chef Andreas Schweinbenz.

Die Einladung zu dem Online-Event erfolgt per E-Mail. Die Teilnehmer loggen sich dann zu einem bestimmten Zeitpunkt über ihre Rechner und den mitgeschickten Link ein. Dazu benötigen sie nur einen gängigen Browser wie den Internet Explorer von Microsoft oder den Firefox von Mozilla. Ein spezielles Programm ist nicht mehr nötig.

Für Experten ist die "Live Presenter" genannte Lösung zukunftsweisend. Das Unternehmen folge dem Trend zu multimedialen Präsentationen über das Internet, sagt Dieter Hertweck, Leiter des E-Business-Instituts an der Hochschule Heilbronn. Geschickt sei vor allem die Portallösung, sagt der Experte. "Die serverbasierte Lösung bindet Nutzer einfach und schnell ein." Das spare Zeit - und darauf komme es den Unternehmen am meisten an. Nebensächlich sei dagegen die Möglichkeit, Reisekosten einzusparen.

Netviewer arbeitet seit längerem an so genannten Desktop-Sharing-Systemen. Derzeit macht Das Unternehmen mit 300 Mitarbeitern einen Umsatz von weniger als 50 Millionen Euro jährlich. Bisheriges Vorzeigeprojekt ist das gleichnamige Programm "Netviewer". Damit können beispielsweise Entwickler über eine Art Internet-Konferenz den Bildschirminhalt ihres Computers in Echtzeit auf andere Rechner übertragen. Teilnehmer an verschiedenen Orten schauen so auf die gleiche Desktop-Oberfläche.

Während sie mit ihren Gesprächspartner telefonieren, können sie sich gegenseitig Dokumente zeigen - und sind doch weit voneinander entfernt. Die Treffen finden hier aber nicht wirklich im Internet statt. Das Datennetz dient nur dazu, die Rechner der Teilnehmer zu verknüpfen. Daher muss die Netviewer-Software auch auf jedem PC der Teilnehmer installiert sein. Beim Live Presenter ist das nicht mehr nötig, da das System auf einem Netzrechner des Unternehmens installiert ist. Vorteil für den Nutzer: Netviewer aktualisiert die Software und garantiert die Verfügbarkeit. "Die Anwender müssen ihre Live-Events nur noch mit Leben füllen", sagt Netviewer-Chef Schweinbenz.

Auch das geschieht per Internet: Der Moderator lässt sich mit einer Videokamera während der Präsentation filmen und speist die Bilder ins Web ein. Grafiken, Illustrationen oder Videos hat er vorher auf die Plattform überspielt und kann diese während des Vortrags über seinen PC einsetzen. Parallel erreichen den Moderator die Fragen aus dem Chat.

Der Live Presenter soll im zweiten Quartal dieses Jahres verfügbar sein. Auf der Hannoveraner Computermesse Cebit Anfang März will Netviewer das Portal einem breiteren Publikum vorstellen. Über die Preise für eine Präsentation hüllt sich das Unternehmen noch in Schweigen. "Netviewer ist mit seiner Lösung eindeutig am weitesten", sagt Hertweck. Es sei spannend, mit welchem Geschäftsmodell Netviewer starten werde, sagt E-Business-Experte. Möglich sei, dass das Angebot zunächst auf Firmenkunden zielen würden, vielleicht aber gebe es auch ein Abrechnungsmodell für Privatkunden. "Ich kann mir gut vorstellen, dass die Plattform auch von privaten Nutzern angenommen würde", sagt Hertweck. Gerade junge Leute hätten ein starkes Bedürfnis, sich per Internet zu vernetzen. Sie könnten so ihre Freunde zusammen trommeln und beispielsweise Videos aus dem Urlaub zeigen - und diese gleichzeitig moderieren.