Roadmap bis 1998 bekanntgegeben

Netscape verkündet seine Vision von der Zukunft der Unternehmens-DV

21.03.1997

Nachdem Netscape 1996 seine Vision des "Full Service Intranet" veröffentlicht hatte, von der die meisten Unternehmen noch himmelweit entfernt sind, soll für seine Anwender schon 1998 das "vernetzte Unternehmen" (Networked Enterprise) möglich werden. Intranets werden nach den Vorstellungen der Softwerker auf Partner, Lieferanten, Geschäfts- und Privatkunden ausgedehnt.

Zwei große Vorteile sollen den Anwendern aus solchen Extranets erwachsen: Kunden erhalten dank interaktiver Dienstleistungen, was sie wirklich wünschen. Daraus resultiert eine stärkere Kundenbindung als bislang. Zweitens lassen sich Produkte schneller auf den Markt bringen, wenn der ganze Designprozeß online stattfindet und traditionelle Kommunikationsbarrieren entfallen.

Distanz zum "Fat Client"

Die Applikationen, die dies ermöglichen sollen, hat Netscape "Crossware" getauft, per definitionem "eine neue Generation von Anwendungen ,on demand+, die auf allen Betriebssystemen, Plattformen und Netzen laufen und auf offenen Standards basieren". Zu letzteren gehören die Hypertext Markup Language (HTML), Java und Javascript.

Deutlich will sich die Firma damit vom "Fat Client" distanzieren, dessen Applikationen an bestimmte Betriebssysteme gebunden sind und sich nicht skalieren oder über eine Firewall hinweg erweitern lassen. Dabei erhält die Konkurrenz einige Schelte: "Lotus Notes" wie "Microsoft Exchange" seien für proprietäre Ansätze entwickelt worden und basierten intern auch weiter darauf. Die Anbindung an offene Standards erfolge nun über Gateways (etwa den "Domino"-Server).

Microsoft wird vor allem Plattformbeschränkung vorgeworfen: Der Messaging-Client aus Redmond laufe weder unter Windows 3.1, Mac-OS noch Unix, die Web-Server weder unter NT 3.51 noch unter Unix, direkter Datenbankzugriff sei lediglich auf das eigene Produkt möglich, das allein unter NT laufe.

Kaum sind Netscapes aktuelle Client- und Server-Produkte in der Betaphase angelangt, gibt das Team um Jim Barksdale seine Roadmap bis ins Jahr 1998 bekannt: Die neuen strategischen Produkte tragen die Codenamen "Mercury" und "Apollo", die "Suite Tools" werden um die Entwicklungsumgebung "Palomar" ergänzt. Aus dem Joint-venture Actra Business Systems soll das Portfolio um Anwendungen für den Electronic Commerce erweitert werden, und Tochterfirma Navio soll Netscapes Client-Software auch auf PC-fremde Plattformen hieven.

Der "Communicator"-Nachfolger "Mercury" wird eine neue Rendering Engine für dynamische, multimediale Inhalte ("Gemini") und einen Web-basierten Assistenten enthalten, der Benutzern einen Weg durch ihre Online-Informationen bahnt ("Compass"). Letzterer baut auf dem User-Interface "Constellation" auf.

Die Server-Familie "Apollo" wird das bisherige "Suitespot"-Paket beerben und für den Umgang mit Crossware und unternehmenskritischen Anwendungen einen integrierten Object Store enthalten sowie verteilte Transaktionen unterstützen.