Wie viele TCP/IP-Verbindungen erlaubt NT Workstation?

Netscape und Microsoft streiten um NT-Lizenz

16.08.1996

Die Netscape Comunications Corp. hat sich mit einer Beschwerde an das US-Justizministerium gewandt, weil Microsoft nicht mehr als zehn gleichzeitige Verbindungen zu einem Rechner zuläßt, der unter NT Workstation läuft. Die Beschränkung war ursprünglich sogar im Programmcode der Betaversion von NT 4.0 verankert, wurde aber nach massiven Beschwerden am 19. Juli wieder entfernt.

NT 4.0 Server kostet 1129 Dollar. Netscape hatte auf seinen Web-Seiten Kunden dazu geraten, die Einsteiger-Server-Software "Fasttrack" für 295 Dollar zu kaufen und mit NT Workstation zu kombinieren, das für 319 Dollar erheblich billiger zu haben ist als die Server-Version von NT. Die Gates-Company hatte daraufhin Net- scape am 30. Juli schriftlich aufgefordert, die vergleichende Werbung einzustellen.

Rechtsanwalt Gary Reback, der Netscape vertritt, gab bekannt, daß der Internet-Entrepreneur die Vergleichszahlen nicht von seinen Web-Seiten entfernen werde: "Unserer Ansicht nach verstößt Microsofts Bemühen, die Entscheidung der Käufer durch eine künstliche Beschränkung (sei es durch technische oder lizenzrechtliche Mittel) zu beeinflussen, eindeutig gegen das Wettbewerbsrecht." Die in der NT-Lizenz erwähnten "Peer-Connections" bezögen sich nach Meinung von Netscape ohnehin lediglich auf den Server Message Block (SMB) oder Datei- und Druckerverbindungen, nicht aber auf TCP/IP.

Microsoft-Sprecher Greg Shaw nahm zu dieser Interpretation der Lizenzbestimmungen keine Stellung. Er betonte, daß man in Redmond weiterhin zu den Lizenzvereinbarungen stehe, die Kunden dazu zwingen, für den Betrieb eines Web-Servers zur Server-Version von NT zu greifen. "Wir optimieren NT Workstation für Desktop-Rechner und Einzelarbeitsplätze und NT Server für Multiuser-Betrieb", so Shaw. "Wir haben unseren Kunden ge-genüber die Verantwortung, sie darüber zu informieren, wofür die Produkte optimiert werden und wie man sie optimal einsetzt." Ohne konkret auf das Ansinnen von Netscape einzugehen, sagte Gina Talamona, eine Sprecherin der US-Justizbehörde, die Nachforschungen aufgrund verschiedener Beschwerden wegen Wettbewerbsverstößen des Softwaregiganten aus Redmond dauerten an.