SieMatic S1

Nerds an den Herd

02.04.2009
Von 


Simon Hülsbömer betreut als Senior Research Manager Studienprojekte in der Marktforschung von CIO, CSO und COMPUTERWOCHE. Zuvor entwickelte er Executive-Weiterbildungen und war rund zehn Jahre lang als (leitender) Redakteur tätig. Hier zeichnete er u.a. für die Themen IT-Sicherheit und Datenschutz verantwortlich.
Die Küche der Zukunft bietet viel digitale Unterhaltung. Ein Gespräch mit Christine Zinner und Theodor Askaridis vom Münchner Küchenstudio Gienger, das die multimediale "SieMatic S1" ausstellt.

CW: Die S1 von SieMatic zeigt futuristisch anmutende Küchentrends auf. Was sticht hervor?

ZINNER: Aufbau und Design sind anders als gewohnt: Die leichtgewichtige Aluminiumkonstruktion der Schränke ist vom modernen Flugzeugbau abgeleitet, die Lackierung ist identisch mit der des Pianobauers Schimmel. Einzigartig sind auch die Böden der Auszüge: Das dem Schiffsbau nachempfundene so genannte GripDeck sorgt für Rutschfestigkeit. Der Multimedia-Bereich aber ist das absolute Highlight der Küche. Kinder und Eltern können über die Dockingstation für den iPod schon zum Frühstück ihre eigene Musik hören oder am integrierten TFT die Wettervorhersage abrufen. Verschiedene USB-Anschlüsse, ein DVD-Player, LED-Licht - alles lässt sich bequem über das Smartbord bedienen. Im Funktionskanal des Arbeitsplattenbereiches befinden sich auch noch Ladestationen für Handys.

CW: Wie funktioniert die elektronische Vernetzung im Detail?

Theodor Askaridis und Christine Zinner vom Küchenstudio Gienger in München inmitten der "SieMatic S1".
Theodor Askaridis und Christine Zinner vom Küchenstudio Gienger in München inmitten der "SieMatic S1".

ASKARIDIS: Über einen verbauten Thin Client, der den Multimedia-Bereich steuert. Der in die Küchenrückwand eingelassene Bildschirm fungiert als Monitor eines kleinen Windows-PCs, der sich mittels Funktastatur und -maus bedienen lässt. Mit der S1-Software können zentral alle Medieninhalte organisiert und aufgerufen werden - übrigens auch über das Internet, an das die Einheit ebenfalls angeschlossen werden kann. E-Mails oder Rezept-Websites direkt am Herd zu lesen ist kein Problem. Radio und Fernsehen werden über eine eigene Multimedia-Einheit abgerufen. Die übrige Elektronik der Küche wie die Beleuchtung oder die grifflosen Schubladen, die sich über Knopfdruck per Impuls öffnen lassen, ist vom Multimedia-Bereich losgelöst und eigenständig steuerbar.

CW: Im "FutureParc" der CeBIT präsentierten SieMatic und Forscher der TU Berlin die S1 mit einem Kühlschrank, der mittels RFID-Technik alle gelagerten Lebensmittel hinsichtlich Haltbarkeit und Lagerung überwacht. Dazu gab es einen Mixer, der über Sprachsteuerung an- und ausgeschaltet werden kann, und eine digitale Rezeptdatenbank, die bereits in Teilen mit Kochshows im TV interagiert. Wann ist mit derlei Features zu rechnen?

ZINNER: Gerätehersteller wie Siemens/Miele probieren viel aus. Bis jedoch alle Hersteller kompatibel sind und ein gemeinsamer Einsatz ihrer Erfindungen Sinn gibt, wird es noch etwas dauern. Aber gerade der moderne technikbegeisterte Mann, der sich immer lieber in der Küche betätigt, fördert diese Entwicklung. Was wir dagegen schon heute beobachten: Immer mehr Kunden wünschen sich, ihre gesamte Hauselektronik zentral aus der Küche heraus steuern zu können. Das betrifft Gegensprechanlage, Türöffner, Videokameras im und am Haus, elektronische Garagentore und Ähnliches.

CW: Was kostet die SieMatic S1?

ZINNER: Im günstigsten Umfang ab 50.000 Euro. Bei entsprechender Größe und Ausstattung inklusive Trinkwasserveredelungs-Anlage, S1-Armatur mit Kopfsteuerung und allen Multimedia Features liegt der Verkaufspreis bei 200.000 Euro. Ein Haus oder eine entsprechende Wohnung, am besten mit Loft, sollten Sie natürlich mitbringen.

CW: Trotz aller technischen Spielereien dient jede Küche auch in Zukunft in erster Linie dem Kochen. Was wäre das Erste, was Sie daheim in der S1 kochen würden?

ZINNER: Da würde etwas aus dem Wok gut passen: leichte moderne Küche!

ASKARIDIS: Spaghetti Bolognese.