Nemetschek - Derzeit kein Tipp (27.06.2002)

27.06.2002
Von Stefan Hornung
Die Aktie des Anbieters von Software für die Baubranche leidet nicht nur unter der schwachen Baukonjunktur. Auch interne Probleme lassen an der Performance des am Neuen Markt notierten Unternehmens zweifeln.

Die Nemetschek AG leidet noch heute unter der starken Expansion und den zahlreichen Akquisitionen, die im Zusammenhang mit dem Börsengang und der Euphorie am Neuen Markt zu sehen sind. Zudem werden noch rund zwei Drittel der Umsätze in Deutschland erzielt, wo die Baubranche von Jahr zu Jahr in eine tiefere Krise schlittert und somit natürlich auch die Ausgaben für IT und Software sinken. Und genau hier ist die Nemetschek AG tätig. Deshalb verwundert es auch nicht, dass im ersten Quartal 2002 die Umsätze erneut rückläufig (minus 13 Prozent) waren. Die Folge ist ein negatives Quartalsergebnis von minus 1,1 Millionen Euro nach einem kleinen Gewinn im Vorjahr.

Auch die Aussichten sind wenig optimistisch. So nahmen die Münchner jüngst ihre Umsatzprognose für das laufende Jahr um weitere zehn Prozent auf 105 bis 110 Millionen Euro zurück. Deshalb verwundert es auch nicht mehr sonderlich, dass der Vorstandsvorsitzende Gerhardt Merkel, gerade mal gut ein Jahr in dieser Position, bereits wieder aus dem Vorstand „ausgeschieden“ ist. All diese schlechten Nachrichten sind aber bereits im Börsenkurs enthalten: Denn die Börsenbewertung beträgt nur noch wenig mehr als 20 Millionen Euro, also etwa 20 Prozent des Umsatzes, und entspricht damit dem Eigenkapital (bereinigt um Goodwill und immaterielle Vermögensgegenstände). Trotz dieser günstigen Bewertung drängt sich ein Kauf der Aktie aber noch nicht auf. Bei einer schwachen Baukonjunktur kann man von Nemetschek in nächster Zeit keine deutlichen Gewinne erwarten.

Zudem überraschte auf der letzten Hauptversammlung, dass der Antrag eines Aktionärs auf eine Sonderprüfung Erfolg hatte. Sollten bei dieser Prüfung unsaubere Geschäfte entdeckt werden, droht der Aktie weiteres Ungemach. Wer auf eine langfristige Erholung der Baukonjunktur setzten möchte, sollte lieber bei der ebenfalls am Neuen Markt notierten Aktie von Graphisoft zugreifen.

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