Reaktionen kennen - Verhalten steuern

Nehmen Sie sich vor Ihren Gefühlen in Acht!

12.04.2010
Von 


Renate Oettinger war Diplom-Kauffrau Dr. rer. pol. und arbeitete als freiberufliche Autorin, Lektorin und Textchefin in München. Ihre Fachbereiche waren Wirtschaft, Recht und IT. Zu ihren Kunden zählten neben den IDG-Redaktionen CIO, Computerwoche, TecChannel und ChannelPartner auch Siemens, Daimler und HypoVereinsbank sowie die Verlage Campus, Springer und Wolters Kluwer. Am 29. Januar 2021 ist Renate Oettinger verstorben.

Der Relativitäts-Effekt

Sind 15 Euro zu viel Geld für eine Flasche Wein? Eigentlich schon, finden Sie - bis Sie im Regal zwei weitere Flaschen aus dem gleichen Anbaugebiet sehen, die 13 und 17 Euro kosten. Plötzlich erscheint Ihnen das Preis-Leistungs-Verhältnis angemessen. Und Sie greifen Sie zur "goldenen Mitte" - wenn kein nennenswerter Qualitätsunterschied erkennbar ist. Dann tendieren die meisten Menschen zur Mitte.

Der Relativitätseffekt lässt uns zuweilen das rechte Maß verlieren. So erscheint vielen Menschen eine Schuhcreme für acht Euro günstig, wenn sie gerade ein Paar Schuhe für 180 Euro gekauft haben.

Wie Sie sich dagegen wehren: Betrachten Sie jede (Kauf-)Entscheidung isoliert. Setzen Sie den Preis in Bezug zu anderen Dingen. Zum Beispiel: Wie lange muss ich dafür arbeiten? Was bekäme ich noch für das Geld?

Der Commitment-Effekt

Fast alle Menschen möchten konsequent sein und wirken. Entsprechend lange halten wir oft an Entscheidungen fest - selbst wenn diese fehlerhaft sind. Der Commitment-Effekt gibt unserem Leben eine Richtung. Er macht uns aber auch anfällig für Täuschungen und (Selbst-)Betrug.

Wie Sie sich dagegen wehren: Prüfen Sie regelmäßig, ob Entscheidungen noch richtig sind. Korrigieren Sie Ihren "Kurs", sofern nötig.

Der "Wie du mir, so ich dir"-Effekt

Wie reagieren Sie im Restaurant auf den "Gruß aus der Küche"? In der Regel revanchieren wir uns mit einem höheren Trinkgeld. Denn wenn uns eine Person etwas Gutes tut, haben wir oft das Gefühl: Ich stehe in ihrer Schuld.

Manchmal nutzen Menschen den "Wie du mir, so ich dir"-Effekt aus. Zuweilen fordern sie die "Schuld" sogar unverblümt ein. "Ich habe dir auch geholfen, deshalb ..."

Wie Sie sich dagegen wehren: Betrachten Sie Aufmerksamkeiten als das, was sie sind - freiwillige "Geschenke". Revanchieren Sie sich ruhig dafür - aber freiwillig, nicht aus Verpflichtung.

Der Autoritäts-Effekt

Wir ändern unsere Fahrweise meist, wenn wir im Auto die Polizei erspähen. Ähnlich "unterwürfig" reagieren wir, wenn eine (Amts-)Person in Uniform uns Anweisungen gibt. Auch akademische Titel, ein selbstbewusstes Auftreten und Statussymbole verlassen uns oft dazu, in anderen Menschen Autoritätspersonen zu sehen. Entsprechend leicht können sie uns (ver-)führen.

Wie Sie sich dagegen wehren: Fragen Sie sich: Ist die Person wirklich eine Autorität - zum Beispiel, weil sie Fachwissen hat? Vertrauen Sie Ihrem Verstand und fragen Sie auch andere Menschen um Rat.