Schnellster Mainframe ohne Marktchancen?

NECs neuer Acos-Großrechner bietet keine IBM-Kompatibilität

13.07.1990

TOKIO (IDG/CW) - Vier Wochen, nachdem Comparex und Hitachi ihre baugleichen PCM-Mainframes der Öffentlichkeit präsentierten, konterte NEC mit der Vorstellung seiner neuen Serie "Acos System 3800", die nach Angaben des Unternehmens die bei weitem leistungsstärksten am Markt seien.

Trotz der 500 MIPS Rechengeschwindigkeit, die für das Top-Modell der Acos-Reihe angegeben werden, ermangelt es den NEC-Mainframes weiterhin an einer wesentliche Eigenschaft: sie sind nicht IBM-kompatibel. Die Hitachi-Großrechner der EX-Serie (vergleiche CW Nr. 24 vom 15. Juni 1990, Seite 21 "Hitachi schickt EX-Mainframes...") hingegen können auf völlige ESA/370-Konformität verweisen.

Das mit sechs CPUs leistungsstärkste Acos-Modell 60 wurde mit einem Erweiterungsspeicher ausgestattet, der maximal 128 GB umfaßt, womit NEC nicht nur Hitachis Höchstleistungsrechner weit hinter sich läßt, sondern nach Meinung von Fachleuten auch den möglicherweise doch noch für dieses Jahr zu erwartenden Summit-Rechner von Big Blue.

Für seine neuen Mainframes machte NEC nach Aussagen von Hiroshi Hatta, dem als General Manager für Produktplanungen zuständigen General Manager, Anleihen bei der Technologieentwicklung seines SX-3-Supercomputers. Kennzeichen der sieben Acos-Modelle ist danach die hochintegrierte Bauweise der Mehrschichten-Boards. Auf einer Fläche von 22,5 x 22,5 Zentimetern drängte das Unternehmen 100 VLSI-Keramik-Schaltkreise.

Diese Architektur gewährleiste eine Leistungssteigerung gegenüber den Acos- 1500-Rechnern um den Faktor 3,8 beziehungsweise 2,7, wenn das Ein-Prozessor-Modell der neuen Rechner eingesetzt werde. Damit sei auch das bisherige Spitzenmodell Acos 2000 - das im Februar 1986 vorgestellt wurde - mit dessen 170 MIPS Rechenleistung klar in den Schatten gestellt.

Auch andere technische Angaben sind bemerkenswert: Die LSI-Chip-Logik mit 20 000 Gattern pro Baustein besitzt eine Gatterverzögerungszeit von lediglich 70 Picosekunden. Die Zugriffszeit der bipolaren RAM-Bausteine beträgt 1,6 Nanosekunden. Die 3800-Rechner sind zudem mit statischen 1-MB- und dynamischen 4-MB-RAM-Chips ausgestattet.

Fünf der sieben neuen Rechner - die Modelle 8 und 10 bis 40 - will NEC ab April 1991 ausliefern, während die beiden Top-End-Systeme 50 und 60 erst ab September kommenden Jahres verfügbar sind. Allerdings äußerte Hatta, daß man für eine Vermarktung der Großrechner außerhalb Japans keine Pläne habe.

Die Mietkosten sollen pro Monat laut Unternehmensangaben zwischen etwa 330 000 Dollar und 1,9 Millionen Dollar liegen.