Neckermann wird zum Web-Portal

22.11.2005
Mit Neckermann.de will Karstadt-Quelle auch Waren von Drittanbietern verkaufen.

Neckermann und Quelle - eine dieser Marken war schon vor sechs Jahren überflüssig, als die beiden Versandhandelsunternehmen zusammengeschweißt wurden. Das konzediert auch Thomas Middelhoff, Vorstandsvorsitzender der Karstadt-Quelle AG. Nachdem sich der Ver- trieb via Katalog als das Sor- genkind des Konzerns entpuppt hat, will Middelhoff nun das Versäumnis nachholen und Neckermann ein neues Profil verpassen: Im Rahmen eines umfassenden Neustrukturierungs- und Kostensenkungsprogramms wird sich das traditionsreiche Versandhaus künftig auf das Thema E-Commerce konzentrieren und sein Sortiment vorwiegend online anbieten.

Damit nicht genug der Veränderung: Unter der Web-Adresse www.neckermann.de soll die Online-Kundschaft künftig auch Waren finden, die nicht im Auftrag des Anbieters hergestellt wurde. Nach dem Vorbild von Amazon und Ebay will die Neckermann.de GmbH, so der ab 1. Januar 2006 gültige Fir-menname, auf Provisionsbasis Fremdartikel an die Frau oder den Mann bringen.

Der erste "externe" Anbieter auf dem Web-Portal wird der zum Schwesterunternehmen Quelle gehörende Computerzubehör-Anbieter Hama sein. Durch die Öffnung für Dritte kann Neckermann.de sein Angebot erweitern, ohne in Lagerplatz investieren zu müssen. Auch die aufwändigen Arbeiten im Hintergrund lassen sich so auf andere abwälzen - beispielsweise auf die konzerneigene Servicelogiq GmbH, die sich als Partner für Lager- und Versand-Management anbietet.

Neuer Einstieg ins TV-Shopping nicht ausgeschlossen

Der Name Neckermann Versand AG wird im Zuge der Umgestaltung vom Markt verschwinden. Der klassische Versandkatalog soll in einer abgespeckten und zeitschriftenähnlicheren Form vor allem den Zugang zum Online-Portal ebnen. Daneben werden die Kunden weiterhin die Möglichkeit haben, telefonisch zu ordern. Allerdings hofft das Karstadt-Quelle-Management, dass zunehmend auch ältere Konsumenten den bequemen Online-Einkauf schätzen lernen. Ob sich das Handelsunternehmen, dem ein eher betuliches Image anhaftet, als Online-Portal durchsetzen wird, hängt nach Ansicht von Brachenbeobachtern aber wesentlich davon ab, inwieweit es eine jüngere Käuferschaft erreichen kann. An ein reiferes Publikum richtet sich das TV-ähnliche Show-Format zur Verkaufsförderung direkt am Computerbildschirm, für dessen zunächst sieben Folgen der Fernseh-Entertainer Thomas Gottschalk gewonnen wurde. Im Übrigen schließt Middelhoff nicht aus, dass der Handelskonzern auf dem Umweg über das Internet auch wieder in das Homeshopping via TV einsteigt.

Als Geschäftsführer der Neckermann.de GmbH müssen sich die bisherigen Generalbevollmächtigten Bernd Oppenrieder und Harald Gutschi bewähren. Innerhalb der kommenden fünf Jahre hofft Middelhoff eigenen Angaben zufolge, den Anteil des Online-Geschäfts am Konzernumsatz, der momentan bei etwa 30 Prozent liegt auf 75 Prozent heben zu können. (qua)