Weitere 250 Millionen Dollar investiert

NEC und Bull übernehmen das Ruder bei Packard Bell

07.08.1998

Entsprechende Spekulationen gab es seit Ende Juni, nun ist es amtlich: NEC übernimmt die Mehrheit von PB-NEC und degradiert damit den bisher formal noch selbständigen PC-Hersteller zur US-amerikanischen Tochterfirma. Mit einer erneuten Kapitalspritze in Höhe von 225 Millionen Dollar bauen die Japaner ihren Anteil an PB-NEC von 49 auf 52,81 Prozent aus. Der französische IT-Konzern Bull investiert ebenfalls weitere 25 Millionen Dollar in die US-Company und hält künftig rund zwölf Prozent der Aktien.

Die Ereignisse um den 1986 gegründeten PC-Hersteller hatten sich vor rund sechs Wochen überstürzt, als Mitbegründer und Firmenchef Beny Alegem aufgrund von Meinungsverschiedenheiten mit den Hauptaktionären NEC und Bull das Handtuch geworfen hatte. Vorausgegangen war eine seit rund drei Jahren anhaltende Talfahrt des Unternehmens, das sich 1994 noch als Branchenprimus in den USA feiern hatte lassen. In der Folge konnte PB-NEC jedoch dem zunehmenden Preisdruck und der Konkurrenz anderer Markenhersteller wie Compaq, Dell und Gateway 2000 nicht mehr standhalten und rutschte in seinem Heimatmarkt zuletzt auf Rang fünf ab. Auch weltweit hatte die PB-NEC Inc., die sämtliche PC-Aktivitäten NECs außerhalb Japans verantwortet, im zurückliegenden Quartal mit einem Marktanteilsrückgang von acht auf 4,5 Prozent zu kämpfen.

Im Geschäftsjahr 1997 wurde bei einem Umsatz von 3,9 Milliarden Dollar ein Verlust von 487 Millionen Dollar eingefahren. Für das Geschäftsjahr 1998, das am 31. März 1999 endet, rechnet man, wie NEC-Vizepräsident Seijiro Yokoyama gegenüber dem "Wall Street Journal" erklärte, mit einem Minus von 139,2 Millionen Dollar. Im Geschäftsjahr 1999 wolle man aber wieder die Gewinnzone erreichen.

Bis dato haben NEC und Bull insgesamt rund zwei Milliarden Dollar in die US-Company investiert - ohne nennenswerten Erfolg. Um das angeschlagene Schiff wieder flottzumachen, soll jetzt unter der Führung des früheren Bull-Managers Alain Couder, der als Chairman und Interims-CEO fungiert, mit Hilfe des frischen Kapitals ein weitreichendes Restrukturierungsprogramm umgesetzt werden.