Werden die Amerikaner zur Tochterfirma degradiert?

NEC möchte Packard Bell komplett kontrollieren

10.07.1998

Das 1986 gegründete Unternehmen Packard Bell (PB) war 1994 der größte PC-Anbieter; weltweit lag die Company seinerzeit auf Rang vier. Der NEC-Konzern erwarb 1995 insgesamt 49 Prozent der Anteile und verschmolz seine PC-Sparte mit der der Amerikaner in der Packard Bell-NEC Corp. mit Sitz im kalifornischen Sacramento. Die französische Groupe Bull hatte bereits 1993 rund 13 Prozent der Aktien Packard Bells übernommen und ihre PC-Abteilung Zenith Data Systems in den Verbund eingebracht.

In der Folgezeit konnte der Hersteller jedoch dem zunehmenden Preisdruck nicht standhalten und rutschte im US-Markt auf Rang drei ab. Weltweit steht die Packard Bell-NEC Inc., die sämtliche PC-Aktivitäten NECs außerhalb Japans steuert, gegenwärtig an fünfter Stelle. Im ersten Quartal 1998 gingen die PC-Verkäufe nach Berechnungen von Dataquest abermals um 1,4 Prozent zurück, während die Konkurrenten Compaq und Dell um 39 und 66 Prozent zulegen konnten. Die Geduld des Großaktionärs NEC scheint nach diesen Entwicklungen am Ende zu sein.

CEO Beny Alagem muß gehen

"Im Rahmen eines neuen Restrukturierungsplans erwägen wir, Packard Bell-NEC zu einer hundertprozentigen Tochter zu machen", teilte ein Firmensprecher in Tokio mit.

Jüngstes Symptom der krisenhaften Situation bei PB-NEC ist das Ausscheiden des Packard-Bell-Gründers und CEO Beny Alagem. Eigenen Angaben zufolge verläßt der Manager das Unternehmen aufgrund von Meinungsverschiedenheiten mit den Hauptaktionären NEC und Bull. Alagem hält zusammen mit den Mitgründern Packard Bells 25 Prozent der Anteile von PB-NEC. Eine Entscheidung darüber, ob das Aktienpaket veräußert werden soll, sei noch nicht getroffen, so die Angaben.

Neuer CEO wird nach Berichten des "Wall Street Journal" der ehemalige Bull-Manager Alain Couder. Er soll innerhalb eines Monats in Zusammenarbeit mit den Hauptaktionären ein neues Restrukturierungskonzept erarbeiten.