Neben der Technik kommt es auf Raumgestaltung und Benutzer an:\ Bildschirmarbeitsplatz fluppt nicht allein

22.05.1981

Bildschirmarbeitsplätze finden immer mehr Verbreitung. Damit gewinnt die ergonomische Gestaltung des humanen Arbeitsplatzes am Bildschirm zunehmend an Bedeutung. Die Definition der Verwaltungsberufsgenossenschaft erkennt diese Bedeutung an. Sie bezieht sich auf alle Geräte der Informationstechnologie. Auf der Hannover Messe zeigte sich, daß die Hersteller der Geräte die ergonomischen Vorschriften bei der Gestaltung weitgehend beachten.

Die beste ergonomische Gesaltung trägt nur soviel zur Humanisierung der Arbeitswelt bei, wie sie vom Benutzer akzeptiert, richtig gehandhabt und in ein umfassendes Gestaltungskonzept für die Einrichtung von Bildschirmarbeitsplätzen eingepaßt wird. Neben der Technologie sind folglich Komponenten wie Mobiliar, Raumgestaltung und Eigenleistung der Benutzer zu berücksichtigen.

Vier-Teilung sinnvoll

Die Tastatur eines Bildschirmarbeitsplatzes sollte aus verschiedenen Tastaturfeldern bestehen. Dabei können, insbesondere bei Textautomaten, 4 wesentliche Eingabefunktionen unterschieden werden:

- Eingabefeld für alphanumerische Zeichen (Schreibmaschinentastatur)

- Eingabefeld für numerische Zeichen (Zahlenblock)

- Eingabefeld für Cursor-Steuerung auf dem Bildschirm - Funktionstastatur

Diese Vier-Teilung hat sich allgemein als sehr sinnvoll erwiesen und ermöglicht eine eindeutige Unterscheidung der Tasten nach Funktionen. Die folgende Übersicht zeigt schematisch eine derartige Aufteilung einer Tastatur für Bildschirmarbeitsplätze:

Die Tastatur eines Bildschirmarbeitsplatzes sollte folgenden Kriterien entsprechen:

Allgemeine Kriterien

þgetrennte Plazierung von Tastatur und Bildschirm: die Tastatur muß frei beweglich in einem separaten Gehäuse untergebracht sein, damit physiologisch ungünstige Körperhaltungen, sogenannte Zwangshaltungen, vermieden werden.

þdie Baubreite und -höhe sollte so gering wie möglich sein: Eine sinnvolle Höhe beträgt etwa 2,5 cm zwischen Auflage-Oberfläche der Tastatur und Tastenoberfläche des Buchstabens H. Eine geringe Höhe der Tastatur ist aus Gründen der Verminderung statischer Muskelbeanspruchungen (Arm - und Handhaltung) sehr empfehlenswert. Höhere Tastaturen sollten in den Schreibtisch einzulassen sein. Hierunter leidet allerdings die freie Beweglichkeit der Tastatur.

þdie Tastatur sollte über ein flach ansteigendes Tastenfeld verfügen(der Neigungswinkel max. 5 Grad bis 15 Grad.)

þdie Tastaturoberfläche muß matt sein. Hier empfiehlt sich ein Reflexionsgrad zwischen 0,4 und 0,6.

Wenn die Tastatur nicht in einem flachen Gehäuse untergebracht ist, so sollte eine Handballenauflage (integriert oder separat) anzubringen sein. Spezielle Kriterien

þDie verschiedenen Funktionsfelder sollten unterschiedliche Farben aufweisen. Für die Schreibmaschinentastatur empfiehlt sich eine graue Gestaltung, wobei matte Oberflächen vorteilhaft sind.

þDie Form der einzelnen Tasten sollte konkav sein (sogenannte Mesatasten . )

þDer Tastenweg, das heißt der Bewegungsweg der Taste bis zur Auslösung der Funktion, darf maximal 5 mm betragen. Das Auslösen der Funktion muß durch einen Druckpunkt (ein sogenanntes Klacken) bemerkbar sein. Dies dient der Rückmeldung der Funktionsauslösung.

þDer obere Durchmesser der Tastenfläche beträgt etwa 12 bis 15 mm.

þDer Abstand zweier benachbarter Tasten beträgt bei normaler Tastengröße etwa 18 bis 20 mm, dieses Maß variiert jedoch mit zunehmender Größe der Taste.

þDie Zeichensymbole auf den Tasten müssen unempfindlich gegen Abrieb sein.

þBesondere Tasten, die schwerwiegende Funktionen, wie Löschen von Eingaben, auslösen, sind durch Sicherungen (besondere farbliche Gestaltung, höheren Tastendruck, Tastensperre oder Zwang zur Beidhandauslösung) zu sichern.

Eine nach diesen Kriterien gestaltete Tastatur gewährleistet einen hohen Bedienungskomfort und die geringsten Anpassungserfordernisse beim Übergang von der Schreibmaschine zum Bildschirmarbeitsplatz.

Physiologische Beanspruchung reduzieren

Der Bildschirm (CRT) ist bestimmender Bestandteil des Bildschirmarbeitsplaztes und ist nach dem Prinzip der Braunschen Röhre (Kathodenstrahl-Röhre) aufgebaut. Die Zeichen werden durch einen Kathodenstrahl erzeugt, der auf die mit phosphorbeschichtete Front des Glaskolbens auftrifft und den Phosphor zur Lichtemission anregt. Die Zahl der maximal darstellbaren Zeichen ist abhängig von der Größe des Displays (Halbseiten- oder Ganzzeitenbildschirm), der Größe der Schriftzeichen und dem reservierten Bereich für Systemmeldung (Bedienerdialog) sowie der Kapazität, der dem Bildschirm zugeordneten Speicher beziehungsweise Speicherbereiche. Auf einem Halbseitenbildschirm werden meist 1024 Zeichen auf einem Ganzseitenbildschirm meist 1920 Zeichen dargestellt.

Von der Arbeit am Bildschirm können starke visuelle und physiologische Beanspruchungen für die Bedienungskräfte entstehen. Deshalb müssen hohe Qualitätsanforderungen an den Bildschirm und die Darstellung der Schriftzeichen gestellt werden.

- Der Bildschirm muß flimmerfrei sein; die Bildschirmwiederholfrequenz, in der Regel 50 Hz bei Negativdarstellung beziehungsweise 80 Hz bei Positivdarstellung, ist mit der Phosphor-Nachleuchtdauer abzustimmen.

- Die Bildschirmoberfläche sollte zur Vermeidung oder Minderung von Reflexionen matt sein. Die mit einem Antireflex-Belag beschichtete Bildschirmoberfläche ist bezüglich auftretender Lichtreflexionen der einfachen Glasoberfläche vorzuziehen. Aufgesetzte Filter (sogenannte Micro-Mesh-Filter) oder Antireflexsprays sind wegen ihrer schlechten optischen Eigenschaften nicht empfehlenswert.

- Vertikale und horizontale Verstellbarkeit von Bildschirmgehäuse und Bildschirmgeräten sind unabdingbar. - Die Helligkeit der Zeichendarstellung und der Kontrast zwischen den Zeichen und dem Hintergrund sollte regelbar sein.

- Der Bildschirm muß so gestaltet sein, daß eine optimale Fokusierung und eine ausreichende Randschärfe sichergestellt sind.

- Bildschirmhintergrund und Schriftzeichen sollten ähnliche Farben aufweisen (wie die Kombination dunkelgrüner Hintergrund - hellgrüne Zeichen oder dunkelbrauner Hintergrund und gelbe Zeichen). Dabei ist darauf zu achten, daß die mittlere Leuchtdichte auf dem Schirm nicht wesentlich unter der übrigen Sehobjekte des Arbeitsplatzes (Beleghalter, Tischplatte etc.) liegen (Gefahr der Kontrastblendung). Aus diesem Grunde ist eine Positivdarstellung (dunkle Zeichen, heller Bildschirmhintergrund) der Negativdarstellung vorzuziehen.

Die Hintergrundleuchtdichte muß zwischen 10 und 20 cd/m2 regelbar sein.

Der Bildschirm sollte keine Wärme Emission verursachen.

- Die einzelnen Zeichen sollten in ihrer Gestaltung und Darstellung, verwechslungssicher sein. Es müssen zum Beispiel D und das O oder das B und das ß deutlich voneinander zu unterscheiden sein.

- Die Zeichengestaltung sollte der Schrift B für maschinelle optische Zeichenerkennung (DIN 66009) gleichen oder in der Gestaltung ähnlich sein. Diese Zeichendarstellung hat sich in der Anwendung im Datenverarbeitungsbereich sehr bewährt

- Die Zeichengröße, bestimmt durch die Anzahl der Lichtpunkte, die für die Darstellung eines Zeichens verwendet werden, sollte mindestens aus einer 5 x 7, besser jedoch aus einer 7 x 9 Matrix bestehen. Die folgende Darstellung zeigt die Zeichendarstellung nach dem Punktrasterverfahren nach DIN: Die Buchstabengröße (Höhe der Großbuchstaben) sollte zwischen 22 und 28 Sehwinkelminuten (das entspricht zirka 1/5 Grad) betragen (DIN 66234 T 1).

Geht man von diesem Zusammenhang aus, so kann bei einem durchschnittlichen Abstand von 700 mm vom Bildschirm eine Zeichengröße von 4 - 6 mm Höhe als ergonomisch akzeptabel angesehen werden.

- Der Abstand zwischen zwei Zeichen sollte etwa 3/4 ihrer Breite betragen.

- Für den Abstand zwischen zwei Teilen sind 2 bis 4 Rasterpunkte vorzusehen.

- Die Zeichenleuchtdichte muß zwischen 80 und 160 CD/m2 regulierbar sein.

Bei der Gestaltung des Arbeitsplatzes sollten jedoch darüber hinaus auch die Bedürfnisse und Vorstellungen der jeweiligen Bedienungskräfte sowie deren notwendigen Eigenleistungen soweit wie möglich Beachtung finden.

Reflexion von der Decke

Der Arbeitstisch, auf dem der Bildschirm steht, sollte so gestaltet sein, daß eine untetschiedliche Anordnung von Bildschirm und Tastatur möglich ist. Diese Anordnung richtet sich nach den Tätigkeiten, die am Bildschirmarbeitsplatz durchzuführen sind. Der

VDMA hat verschiedene Vorschläge für unterschiedliche Tätigkeiten am Bildschirmarbeitsplatz erarbeitet und ausführlich dargestellt. Wichtig bei der Anordnung von Bildschirm und Tastatur auf dem Arbeitstisch ist, daß alle benutzten Arbeitsmittel, also Tastatur, Bildschirm, Beleghalter mit etwa gleichem Abstand innerhalb des Greif- und Sehraumes der Bedienungskraft liegen.

Um Reflexionen, insbesondere von der Decke zu vermeiden, ist eine Absenkung des Bildschirms nach unten notwendig, wobei hier Veränderungen der Konturschärfe und Leuchtdichte in der Zeichendarstellung eine Begrenzung ergeben.

Arbeitstisch und Tastaturauflage sollten vertikal verstellbar sein, wobei die maximale Höhenverstellung des Arbeitsplatzes (Tastaturauflage) im Bereich zwischen 60 und 80 cm liegen muß. Für kleinere Bedienungskräfte sind Fußstützen vorzusehen, wobei diese bei variabler Tischverstellung nicht verstellbar sein müssen.

Der Freiraum unter dem Arbeitsplatz sollte als Minimum eine Höhe von 65 cm und eine Breite von 58 cm aufweisen. Hier ist insbesondere darauf zu achten, daß keinerlei Einbauten oder scharfe Kanten innerhalb des Freiraums unter der Arbeitsplatte vorhanden sind. Kabelverbindungen sollten ausschließlich innerhalb bestimmter Schächte erfolgen.

Die Bedienung von Diktiergeräten erfolgt meist durch eine Fußtaste. Diese muß so im Freiraum positioniert werden, daß sie die freie Beweglichkeit der Füße nicht behindert und bei Vorhandensein von Fußstützen in diesen untergebracht ist.

Kleiderfarbe anempfohlen

Was die farbliche Gestaltung von Bildschirmgeräten angeht, so sollte darauf geachtet werden, daß diese in harmonischer Abstimmung mit der gesamten Raumgestaltung zu sehen ist. Grundsätzlich jedoch kann davon ausgegangen werden, daß milde Farben und matte Oberflächen Reflexionen und damit Belastungen vermindern.

Die Einstellmöglichkeiten des Mobiliars und der dazugehörigen Geräte üben allerdings nur dann einen positiven Effekt aus, wenn den Benutzern beigebracht wird, wie ihre richtige Haltung und ihre richtige Arbeitsposition aussieht und sie auf ihre notwendigen Eigenleistungen hingewiesen werden. Eigenleistungen von Benutzern sind die Vermeidung von zu heller und greller Bekleidung, die zu Reflexionen im Bildschirm führen können, sowie die Benutzung geeigneter Brillen (keine getönten und/oder multifokale Brillen).

Die Arbeitsumgebung wird bestimmt durch das soziale Umfeld, den Raum, die Geräusch- und Klimasituation, die Beleuchtung, das oben beschriebene Mobiliar und die technischen Geräte sowie Farb- und Formgestaltung von Raum und Mobiliar.

Für die Beleuchtung gelten die Vorschriften der DIN-Normen 5034 und 5035. Befinden sich im Raum, in dem ein Bildschirmarbeitsplatz eingerichtet wird, Fenster, so können Probleme durch die Mischung von künstlichem und natürlichem Licht auftreten. Hier muß ein Ausgleich zwischen künstlichem und natürlichem Licht möglich sein, um eine gleichmäßige Ausleuchtung des Raumes zu erreichen. Dies ist dann möglich, wenn künstliches Licht durch Regler und natürliches Licht durch Jalousien regelbar sind.

Es hat sich gezeigt, daß es vorteilhaft ist, die Beleuchtungskörper parallel zum Fenster aufzuhängen. Die Beleuchtungskörper sollten blendfreies Licht abgeben (DIN 5035), dabei ist eine Blendungsbegrenzung für Büroraume der Güteklasse 1 vorzusehen. (Dies ist erreichbar durch die Installation von Prismen- oder Rasterleuchten oder Deckenleuchten mit Blendgittern) . Leuchtstofflampen sollten warmweißes oder neutralweißes Licht abgeben.

Im Zusammenhgang mit der Beleuchtungsgesaltung spielt die farbliche Gestaltung des Büroraums eine wesentliche Rolle. Die Reflexionsgrade der Raumflächen sind mitentscheidend für die Lichtverteilung im Raum. Helle Farben und matte Oberflächen sind vorzuziehen, wobei darauf zu achten ist, daß die Decke möglichst hell ist und damit einen hohen Reflexionsgrad aufweist. Die farbliche Gestaltung muß darauf abzielen, eine

möglichst harmonische Abstimmung aller Farben zu erreichen. Es kann als medizinisch sicher angesehen werden, daß Farben, neben ihrer Wirkung auf die Psyche, auch auf das vegetartische Nervensystem Einfluß ausüben und damit die Leistungsfähigkeit des Menschen beeinflussen.

Isolation vermeiden

Bei der Einrichtung von Bildschirmarbeitsplatzen sind folgende vier grundsätzliche Richtlinien zu beachten:

1. Der Bildschirm muß so aufgestellt werden, daß Fenster nicht im Blickwinkel des Benutzers liegen, denn sonst treten sehr hohe Unterschiede in der Leuchtdichte auf, die zu visuellen Belastungen führen.

2. Der Bildschirmarbeitsplatz muß so angeordnet werden, daß keine Fenster im Rücken der Bedienungskraft liegen, sonst ergeben sich Spiegelungen auf dem Bildschirm.

3. Bei der Aufstellung des Bildschirmarbeitsplatzes ist darauf zu achten, daß Blickkontakte zu Kollegen und Kolleginnen möglich sind, um Isolationsbefürchtungen zu vermeiden.

4. Der Bildschirmarbeitsplatz sollte so angeordnet sein, daß störende Einflüsse durch vorbeigehende Personen unterbleiben.

Die Gestaltungsmaßnahmen und -kriterien entsprechen weitgehend den Ergebnissen der ergonomischen und arbeitsmedizinischen Forschung. Ihre Anwendungen helfen, die Akzeptanzprobleme von Bildschirmarbeitsplätzen zu reduzieren.