NCR lässt Teradata von der Leine

09.01.2007
Beide Unternehmen sollen durch das getrennte Management schneller und schlagkräftiger werden.

Noch in diesem Jahr will die NCR Corp. ihre Anfang 1992 übernommene Data-Warehousing-Abteilung Teradata auf eigene Füße stellen. Wie der in Dayton, Ohio, beheimatete Mutterkonzern bekannt gab, soll sich das Spin-off im Spätsommer dieses Jahres vollziehen. Dann werde Teradata als selbständiges Unternehmen an die Börse gehen, sofern die amerikanische Börsenaufsicht keine Einwände vorbringe. In welchem Verhältnis NCR-Anleger Anteile gegen Teradata-Aktien tauschen können, wird in den kommenden Monaten erst festgelegt.

Als Grund für die Trennung führte der auf Banken-, Kassen- und andere Self-Service-Systeme spezialisierte Konzern an, dass sich die beiden Unternehmen besser auf ihre jeweiligen Zielgruppen, Geschäftsstrategien und operationalen Anforderungen konzentrieren könnten. "Für NCR ist diese Trennung ein logischer strategischer Schritt", erklärte President und CEO Bill Nuti.

Das bestätigte auch Europa-Chef Hermann Wimmer: "Die beiden Unternehmen haben von der Substanz her verschiedene Wurzeln". Sie seien in unterschiedlichen Märkten mit verschiedenartigen Geschäftsmodellen tätig. Wenn sich jeweils ein eigenes Management um das Geschäft kümmern könne, würden dadurch sowohl NCR als auch die bisherige Softwareeinheit schneller und schlagkräftiger.

Hält die erfolgreiche geschäftliche Entwicklung an, wird Teradata auch ohne NCR eines der weltgrößten Softwareunternehmen sein. Für das Geschäftsjahr 2005 meldeten die Datenbankspezialisten einen Umsatz von rund 1,5 Milliarden Dollar. Der operative Gewinn lag bei 309 Millionen Dollar.

Damit blieb der Teradata-Division mehr Profit als allen anderen NCR-Geschäftsfeldern zusammengenommen. Deren Betriebsgewinne summierten sich - bei einem Umsatz von insgesamt 4,5 Milliarden Dollar - auf 251 Millionen Dollar.

Nach Spekulationen der Fachpresse will Teradata mit der Unabhängigkeit vor allem der Herausforderung begegnen, die der Eintritt von Hewlett-Packard (HP) in den Data-Warehouse-Markt bedeute. Dort hat mit Mark Hurd im vorletzten Jahr ein ehemaliger NCR- und Teradata-Chef das Steuer übernommen. Seither arbeitet HP intensiv an einem eigenen Data-Warehouse-System namens "Neoview".

Keine Angst vor HP

Wimmer bestreitet allerdings den ursächlichen Zusammenhang zwischen der HP-Strategie und der Eigenständigkeit von Teradata: "Wir lassen uns nicht von dem leiten, was andere machen." Momentan ist das NCR-Management vorrangig mit den finanziellen Aspekten der Trennung beschäftigt. Daneben gilt es auch, die Mitarbeiter jeweils einer der beiden neuen Unternehmungen zuzuordnen. Laut Wimmer ist dieses Problem jedoch überschaubar, da in den meisten Bereichen - beispielsweise Vertrieb, Marketing, Kundendienst oder Mangement - bereits autonome Teams am Werk seien. Klärungsbedarf gebe es nur in Unterstützungsfunktionen wie Buchhaltung, Personal-Management und Rechtsabteilung.

Dass er selbst für das Europa-Geschäft von Teradata zuständig sein wird, ist für Wimmer die nahe liegende Lösung, denn auch im Management solle sich so wenig wie möglich ändern. Als CEO und President von Teradata ist Mike Koehler ausersehen, derzeit Senior Vice President der Data-Warehousing-Sparte von NCR.