Herber Rückgang des OEM-Geschäftes, aber

NCR Deutschland kann sich beim Umsatz wieder steigern

20.03.1992

MÜNCHEN (bk) - Zwei Jahre lang hatte die NCR Deutschland mit rückläufigen Einnahmen zu kämpfen. Für das Geschäftsjahr 1991 (30. November) konnten die Augsburger, die ihre Aktivitäten mittlerweile unter dem Dach einer Holding konzentriert haben, erstmals wieder eine leichte Umsatzsteigerung verbuchen. Schwachstelle indes blieb das OEM-Geschäft.

"Wir haben im Geschäftsjahr 1991 unsere Hauptziele erreicht", erklärte ein zufriedener Rainer Liebich, Vorsitzender der Geschäftsführung der deutschen NCR, vor der Münchner Fachpresse. "Der Marktanteil im Inland konnte ausgeweitet, die Profitabilität verbessert werden." Allerdings, so gestand er ein, hätten die Resultate innerhalb der gesamten Gruppe "hier und da besser sein können".

Insgesamt kam der deutsche NCR-Konzern im abgelaufenen Geschäftsjahr auf einen Gesamtumsatz von 904,9 Millionen Mark zum 1. Dezember 1990 hatten die Augsburger die NCR Holding GmbH geschaffen, unter deren Dach die NCR GmbH, die NCR OEM Europe GmbH und die NCR Osteuropa GmbH angesiedelt sind. Das jetzt erreichte Volumen bedeutet gegenüber dem Vorjahr, als die NCR GmbH 892,8 Millionen Mark einnahm, eine Steigerung von 1,4 Prozent. Beim konsolidierten jahresüberschuß lagen die Augsburger mit 25,7 Millionen Mark um 2,8 Prozent über dem Ergebnis der NCR GmbH im Jahr 1990.

Den Löwenanteil zum Resultat der Holding steuerte die NCR GmbH bei. Viel Freude bereitete Liebich dabei vor allem das Inlandsgeschäft. Hier konnten die Augsburger beim Umsatz um 19,5 Prozent auf 580,7 (Vorjahr: 485,3) Millionen Mark zulegen der damit laut Liebich nahezu doppelt so schnell wuchs wie der Markt, da Marktgurus für 1991 von einer Wachstumsrate von rund zehn Prozent ausgegangen seien. Jeder Vertriebsbereich, so der NCR-Deutschland-Chef, sei zweistellig gewachsen. Dabei taten sich vor allem erneut die angestammten Bereiche Banken (plus 40 Prozent) sowie Handel (plus 22 Prozent) hervor.

Das Exportgeschäft der NCR GmbH verlief indes nicht so rosig. Mit einem Umsatz von 301,4 Millionen Mark lagen die Augsburger rund 3,6 Prozent unter den Einnahmen des Vorjahres (312,7 Millionen Mark). Allerdings, so betonte Herbert Fuchs, Geschäftsführer und Direktor der Customer Service Division, seien in den Umsätzen des Vorjahres größere Lieferungen an das amerikanische Werk in Clemson aufgrund kurzfristiger Produktionsengpässe enthalten gewesen, die 1991 nicht erfolgten.

Immer noch nicht wieder auf die Beine ist das OEM-Geschäft der deutschen NCR gekommen. Für 1991 mußte die NCR OEM Europe GmbH einen Umsatzrückgang von 65,3 Prozent auf 21,6 (Vorjahr: 62,3) Millionen Mark hinnehmen, nachdem Liebich bereits im Vorjahr die Probleme mit dem OEM-Geschäft mitverantwortlich für den Rückgang des Gesamtumsatzes gemacht hatte. Nach wie vor sind die Augsburger auf der Suche nach einem adäquaten Ersatz für den ehemaligen PC-Großabnehmer Nixdorf, der seinen Vertrag mit der NCR wegen der Fusion mit Siemens-DI hatte auslaufen lassen. Zwar laufen weiterhin Gespräche mit der Schneider Rundfunkwerke AG, Türkheim, die Ende vergangenen Jahres aus der PC-Fertigung ausgestiegen war, über eine OEM-Beziehung, doch scheint ein Vertrag nicht in Sicht. Liebich erklärte zudem, daß Schneider nicht die Lücke ausfüllen könne, die Nixdorf hinterlassen habe.

Dennoch haben die Augsburger noch nicht alle Hoffnung aufgegeben, daß das OEM-Geschäft einmal zu alter Umsatzstärke zurückfinden könnte. Der neue Notepad soll's richten. "Hier sind wir technologischer Marktführer." Deshalb besteht die Möglichkeit, mit dem Notepad, dessen Fertigung 1991 gestartet wurde, das OEM-Geschäft wieder anzukurbeln. Derzeit liegt die Fertigungsrate monatlich bei rund 1000 Geräten.

Auch die NCR Osteuropa GmbH mußte einen leichten Umsatzrückgang hinnehmen. Gegenüber 1990, als 33 Millionen Mark eingenommen wurden, sank 1991 der Umsatz um rund 15 Prozent auf 28 Millionen Mark. Liebich begründete die rückläufigen Zahlen mit Lieferverzögerungen aufgrund Devisenknappheit bei den Käufern. Außerdem konzentriere man sich äuf Großprojekte, die wiederum eine längere Vorlaufphase hätten.

Als Beispiel nannte Liebich den Rahmenvertrag mit der russischen Sparkassen-Organisation im Wert von 1,5 Milliarden Dollar. Hier sei mittlerweile eine Projektplanung erarbeitet und eine erste Tranche von 270 Millionen Mark Auftragswert konkret vereinbart. Da die Finanzierung jedoch noch nicht ganz sichergestellt sei, habe man eine Hermes-Bürgschaft beantragt.

Im Gegensatz zur Übernahme der NCR Corp. durch den New Yorker Telefonriesen AT&T Mitte vergangenen jahres, die laut Liebich für die deutsche NCR keinerlei Auswirkungen gehabt habe, wird der jüngste kauf der kalifornischen Teradata Corp., EI Segundo, durch die NCR Corp. an den Augsburgern nicht spurlos vorüber gehen. "Wir werden unsere Vertriebsaktivitäten im oberen Rechnerbereich, dem Parallel-Supercomputing, in der deutschen Teradata konzentrieren." Diese ist in München angesiedelt.