Patch für Tastaturtreiber ist in Arbeit

Navision-User ringen mit Windows 98

24.07.1998

Bei Rückfrage in den Service-Centern von Microsoft und Navision erleben Anwender, die von dem Problem betroffen sind, eine Posse in Sachen Service: Laut Microsoft hat sich zwischen den Tastaturtreibern für Windows 95 und 98 nichts geändert. Navision dagegen behauptet, man sei von Microsoft über die Änderungen gegenüber der Beta-3-Version von Windows 98 nicht informiert worden. Das Cursor-Tasten-Problem ist bei Navision aber bereits einige Zeit bekannt.

Arbeiten wie bei Windows ohne Maus

Während sich die Anbieter den Schwarzen Peter zuschieben, hat es die Anwender der Lippmann Tauwerk GmbH aus Hamburg kalt erwischt. Das Unternehmen setzt Navision 3.5.6 ein. Am Client wurde bislang auf Windows 95 vertraut. Andreas Arriens, DV-Leiter bei Lippmann, hat nun vor kurzem ein Update auf Windows 98 gewagt. Zu früh, wie sich jetzt leider herausstellt: Mit dem überarbeiteten Betriebssystem funktionieren die Cursor-Tasten nicht, die das Hauptnavigationsinstrument für Navision 3.5.6 sind. Die Lippmann-User starten die Anwendungen im DOS-Fenster als 32-Bit-Version. Noch mehr als 2000 der insgesamt über 3000 Navision-Kunden hierzulande setzen diese Version ein.

"Das ist, als müßte man Win- dows ohne Tabulatur und Maus bedienen", macht Arriens seinem Ärger Luft. Auf Nachfrage bei Navision erfuhr er, daß das Problem seit einigen Wochen bekannt war. Mit einer Beseitigung sei jedoch frühestens in zwei bis drei Monaten zu rechnen, so die lapidare Auskunft des Hotline-Mitarbeiters. "Es wäre natürlich schön gewesen, wenn der Hersteller uns vorsorglich gewarnt hätte", beschwert sich Arriens. "Wir hätten dann auf Windows 98 verzichtet."

Als Ausweichmöglichkeit schlug Navision vor, das nummerische Tastenfeld (Num-Block) auf dem Keyboard umzustellen, um so mit den dort vorhandenen Pfeiltasten navigieren zu können. "Das ist keine akzeptable Lösung", konstatiert Arriens, der grundsätzlich mit Navision sehr zufrieden ist und vor allem die Stabilität und Anpaßbarkeit der Anwendungen hervorhebt. Seinen Schätzungen zufolge schaffen die Anwender mit dem vorgeschlagenen Work- around nur rund 70 Prozent der sonst üblichen Arbeit, die im wesentlichen aus Telefonberatung und Auftragserfassung besteht, also sehr viel Navigation innerhalb der Programme erfordert.

Sven Buck, Marketing-Leiter bei Navision, teilte auf Nachfrage der CW mit, daß mittlerweile ein Beta-Patch für Windows 98 von Microsoft bei Navision eingegangen ist. Damit sollen die Treiberprobleme aus der Welt sein. "Wir müssen das Patch erst testen, aber noch in diesem Monat soll es an die Service-Partner und Endkunden ausgeliefert werden", verspricht er. Um größeren Schaden zu verhindern, werde Navision alle Systemhäuser sofort schriftlich über die Probleme mit Windows 98 in Kenntnis setzen.