Der Markt für Netzausrüster

Navigieren in schwerer See

24.09.2008
Von Christian Weyer

Triple-Play soll es richten

Das soll sich jedoch ändern. Neben der Deutschen Telekom wollen auch Vodafone-Arcor, O2-Telefonica, 1&1 und andere Service-Provider Kunden mit »Triple-Play«-Angeboten locken, also Telefonie, Fernsehen (IP-TV) und Internet-Zugang aus einer Hand und über dieselbe Infrastruktur. »Mittel- bis langfristig kommen dabei schnellere Zugangstechnologien als DSL ins Spiel«, so Alcatel-Lucent-Manager Wulf. »Viele Internet-Anbieter beschäftigen sich bereits mit GPON, also passiven optischen Netzen mit Gigabit-Geschwindigkeit.« Über Glasfasernetze stehen dann den Nutzern Datenraten von mehr als einem Gigabit pro Sekunde zur Verfügung. Derzeit bietet DSL Geschwindigkeiten von 20 Mbit/s, die Version VDSL 2 von bis zu 50 Mbit/s. »Solche Techniken erleichtern den Durchbruch von interaktiven Multimedia-Anwendungen und interaktivem Fernsehen«, skizziert Wulf. »Wir haben rechtzeitig in Forschung und Entwicklung investiert und sind heute Weltmarktführer bei schnellen Glasfaser-Zugangsnetzen.«

Doch IP-TV und Triple Play sind Wechsel, die auf die Zukunft ausgestellt sind. Derzeit kämpfen die Netzausrüster ums Überleben. Für Alcatel-Lucent etwa war das vergangene Jahr immer noch von den Nachwehen der Fusion von Alcatel und Lucent geprägt. Trotz eines Umsatzzuwachses setzte es im Geschäftsjahr 2007 einen Verlust von umgerechnet 674 Millionen Dollar. Mittlerweile hat die Krise die Führungsspitze erreicht: Ende Juli 2008 kündigte Vorstandschefin Patricia Russo an, sie werde Ende des Jahres ihren Stuhl räumen. Serge Tchuruk, Vorsitzender des Verwaltungsrates, geht bereits zum 1. Oktober.

Firmen in Schwierigkeiten

Konsolidierung war auch bei Nokia Siemens Networks (NSN) angesagt. Der neu gegründete Konzern, in den unter anderem die ehemalige Com-Sparte von Siemens integriert wurde, entließ Mitarbeiter und veräußerte einen großen Teil der Forschungs- und Entwicklungsabteilung. Der Sparkurs scheint sich jetzt auszuzahlen: Während NSN im vergangenen Geschäftsjahr noch einen Verlust von umgerechnet fast 1,6 Milliarden Dollar auswies, waren es im zweiten Quartal 2008 nur noch 73 Millionen Dollar.

Dagegen stehen die Zeichen bei Motorola auf Sturm. Die Sparte »Home and Networks Mobility«, die unter anderem Systeme für Mobilfunknetze produziert, konnte zwar 2007 den Umsatz um 500 Millionen Dollar auf etwas mehr als zehn Milliarden erhöhen. Doch die massiven Verluste der Handy-Sparte rissen das Unternehmen in den Abgrund. Im Juli dieses Jahres beschloss die Unternehmensführung auf Druck von Großaktionären wie dem Investor Carl Icahn, den Netzwerkbereich in drei unabhängige Unternehmen aufzuteilen. Ob diese an die Börse gebracht oder verkauft werden, ist unklar.

Auch für Nortel Networks verlief das vergangene Jahr nicht sonderlich gut. Nach einem Verlust von mehr als 950 Millionen Dollar setzt das Unternehmen jetzt auf einen Strategiewechsel. Das Geschäft mit Ausrüstung für Carrier soll zurückgefahren werden. Stattdessen forciert der kanadische Konzern Produkte, die in Firmennetzen zum Einsatz kommen, speziell solche für Voice-over-IP und integrierte Kommunikation (Unified Communications).