Schlumberger beendet kostspieliges Halbeiter-Abenteuer:

NatSemi übernimmt Fairchild zum Sonderpreis

18.09.1987

SANTA CLARA (CW) - Der Halbleiter-Pionier Fairchild Semiconductor ist endlich unter der Haube. Nach den geplatzten Verhandlungen mit Fujitsu wird nunmehr National Semiconductor die Schlumberger-Tochter übernehmen. Die Kalifornier kostet dieses Geschäft nur 122 Millionen Dollar.

Bereits seit fast einem Jahr versucht der amerikanisch-französische Mischkonzern Schlumberger Ltd. nunmehr, die verlustträchtige Tochter Fairchild Semiconductor loszuwerden. Mit dem japanischen Elektronikriesen Fujitsu schien man auch schon einen finanzstarken Verhandlungspartner gefunden zu haben, doch machte die US-Regierung beiden Unternehmen im März einen dikken Strich durch die Rechnung: Aufgrund der Anfang des Jahres weiter eskalierten japanisch-amerikanischen Handelsstreitigkeiten verbot die Reagan-Administration diese Transaktion. Fairchild, so das Ansinnen der amerikanischen Regierung, sollte nur noch an ein US-Unternehmen verkauft werden. Danach wurde Fairchild selbst aktiv und wollte sich über ein Management-Buy-out von Schlumberger lösen. Jedoch auch dieses mißlang.

Lachender Dritter ist nunmehr National Semiconductor (NatSemi). Der Halbleiter-Riese aus Santa Clara unterzeichnete jetzt ein definitives Abkommen, die Schlumberger-Tochter zu übernehmen. Für NatSemi ist dieser Schachzug durchaus lohnend. Zum einen wird das Unternehmen durch die Übernahme des Silicon-Valley-Pioniers in der Rangliste der weltweit größten Halbleiter-Produzenten von Platz elf auf sechs springen und in der USA-Hitliste nach Motorola und Texas Instruments nunmehr Rang drei belegen. Zum anderen verfügt der kalifornische Halbleiter-Gigant mit Fairchild jetzt über ein zweites Standbein in der Chip-Produktion für den derzeitigen High-Performance-Bereich. So erklärte denn auch NatSemi-Präsident Charles E. Sporck in einer ersten Stellungnahme: "Wir glauben, daß der Erwerb von Fairchild nicht nur unser Produktangebot und unseren Kundenbestand ausweitet, sondern auch unsere Wettbewerbsposition weiter verbessert."

Darüber hinaus erhalten die Kalifornier die Schlumberger-Tochter sogar zum Ausverkaufspreis. Mit 122 Millionen Dollar wird der Wert der Transaktion angegeben, die über einen Aktientausch vonstatten gehen soll. Nicht nur Marktanalysten waren über diesen niedrigen Preis überrascht. Katzenjammer herrscht auch bei Schlumberger. Den Mischkonzern hatte der Kauf von Fairchild mit dem man seine Geschäftsaktivitäten diversifizieren wollte, vor acht Jahren stolze 3,60 Millionen Dollar gekostet; Fujitsu wollte immerhin noch bis zu 250 Millionen Dollar für die Schlumberger-Tochter bezahlen.