Kalifornier haben große Schwierigkeiten im Chip-Geschäft:

Natsemi plant Massenentlassungen

27.01.1989

SANTA CLARA (CW) - Die Probleme des kalifornischen Chip-Giganten National Semiconductor (Natsemi) reißen nicht ab: Rund 2000 Mitarbeiter will das Unternehmen in den kommenden zwei Monaten entlassen. Dies sind rund 6 Prozent ihrer gesamten Belegschaft.

Von der Massenentlassung, die alle Unternehmensetagen tangieren soll, sind vor allem die Natsemi-Mitarbeiter in den USA betroffen. Einige hundert werden allerdings auch in Europa ihren Job verlieren. Damit findet bei Natsemi bereits zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate eine kräftige Kündigungswelle statt. Im August letzten Jahres hatten 450 Mitarbeiter bei National Advanced Systems (NAS), der Natsemi-Großrechner-Tochter, ihren Job verloren. Man wollte damit die Division als Übernahmekandidat attraktiver machen. Erst kürzlich nun sind die Kalifornier mit Memorex Telex N.V. übereingekommen, 50 Prozent von NAS an den PCM-Anbieter zu verkaufen.

Für amerikanische Branchenanalysten kommen die neuerlichen Entlassungen nicht überraschend. Schließlich, so Michael Gumport, in Diensten von Drexel Burnham Lambert Inc., habe Natsemis Wachstumsrate im Chip-Geschäft 1988 mit 14 Prozent weit unter dem weltweiten Level von 37 Prozent gelegen. Darüber hinaus mußte der Chip-Riese für das erste Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres einen Verlust von 55 Millionen Dollar einstecken.

Für Drew Preck, Analyst bei Donaldson Lufkin Jenrette Inc., zeigt dieser radikale Personal-Cut zudem, daß die Kalifornier noch immer dabei sind, die Übernahme von Fairchild Semiconductor vor knapp zwei Jahren zu verdauen. Immerhin hatte diese Akquisition Natsemi 9000 neue Mitarbeiter gebracht.

Optimistisch ist derzeit hingegen Charles E. Sporck, Chef der National Semiconductor. Er rechnet mit einem leichten Wachstum in diesem Kalenderjahr.