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Nasa: Softwareprobleme verstellen Blick ins Universum

22.01.2007
Das für das Jahr 2013 geplante neue Weltraumteleskop wollen die Nasa-Wissenschaftler auf Basis offener Standardsoftware steuern. Damit sollen Probleme mit proprietären Programmen vermieden werden, die immer wieder den Betrieb des Hubble-Teleskops behindert hatten.

Es sei ein Albtraum, ein Teleskop zu steuern, in dem jedes Instrument mit einem anderen Programm arbeitet und zudem die verschiedenen Werkzeuge nicht untereinander kompatibel sind, kritisiert Glenn Cammarata, verantwortlich für die Softwareentwicklung bei der National Aeronautics and Space Administration (Nasa). Der Wissenschaftler spielt damit auf Probleme beim Betrieb des Hubble-Teleskops an. Bei der Entwicklung hätten sich viele verschiedene Organisationen beteiligt. Doch statt auf eine offene einheitliche Softwarearchitektur zu achten, seien vorwiegend proprietäre Programme entstanden.

Diese Fehler sollen sich beim Nachfolgemodell nicht wiederholen. Die Weltraumbehörde plant mit dem James-Webb-Weltraumteleskop (JWST: James-Webb-Space-Telescope) einen Nachfolger von Hubble. Auch dabei sollen sich wieder verschiedene Organisationen beteiligen. Unter anderem sind die European Space Agency (Esa) und die Canadian Space Agency (CSA) mit im Boot.

Für die neue Softwareumgebung will die Nasa das IBM-Entwicklungs-Framework "Rational" einsetzen. Ein Software-Blueprint definiert Vorgaben, die für die Entwicklungspartner bindend sind. Die einzelnen Programme für den Betrieb der Instrumente sollen sich per drag and drop in die Gesamtarchitektur einbinden lassen, so die Vorstellung der Wissenschaftler. Damit werde es einfacher, das Teleskop zu steuern und eventuell auftretende Probleme zu lösen.

Jeder der beteiligten Entwickler erhalte Einblick in die Gesamtarchitektur des Softwaresystems, verspricht Sky Matthews, Senior Manager in IBMs Rational-Sparte. Grundlage dafür ist die Unified Modelling Language (UML). Bei Hubble-Problemen sei es in der Vergangenheit oft schwierig gewesen, überhaupt den für die betroffene Software verantwortlichen Entwickler zu finden. Zudem sei es für neu hinzugekommene Entwickler meist aufwändig gewesen, sich in dem mehrere Millionen Zeilen Code enthaltenen System zurechtzufinden.

Die Nasa-Verantwortlichen erwarten sich von der einheitlichen Softwareentwicklung verschiedene Vorteile. Demnach sollen durch eine effizientere Softwareprogrammierung und einen einfacheren Betrieb des Systems beispielsweise die Kosten sinken. In welchem Rahmen, können die Verantwortlichen derzeit allerdings noch nicht beziffern. Es könnten ein paar Millionen Dollar sein, aber auch das Zehnfache davon, meint Cammarata. Zudem hofft die Nasa auf eine bessere Softwarequalität. Schon kleine Fehler könnten fatale Folgen haben, warnen die Wissenschaftler: "Wenn die Software nicht funktioniert, fliegt das Weltraumteleskop möglicherweise in die Sonne und ist Geschichte."

Die Raumfahrt hat in der Vergangenheit üble Erfahrungen mit Softwarepannen machen müssen. Im Jahr 1996 explodierte eine europäische Ariane-5-Rakete 37 Sekunden nach dem Start und zerstörte dabei einen 500 Millionen Dollar teuren Satelliten. Grund des Desasters: Ein Fehler im Software-Quellcode eines Systems. (ba)