PCM-Hersteller will sich künftig an IBMs AIX orientieren:

NAS stellt SunOS-Portierung ein

20.01.1989

ATLANTA (IDG) - Die Auseinandersetzung um die Vorherrschaft im Unix-Markt hat ein erstes Opfer gefordert: Der PCM-Hersteller National Advanced Systems (NAS) hat sein Vorhaben aufgegeben, eine Mainframe-Version des Unix-Derivates SunOS zu entwickeln.

NAS versandte unlängst blaue Briefe an die rund 30 Beschäftigten des System Software Development Center in Atlanta. Die Gruppe hatte bis dato an einer Portierung von SunOS gearbeitet. SunOS ist ein vom Workstation-Hersteller Sun Microsystems entwickeltes Betriebssystem, das auf AT&Ts Unix-Version V.3 aufbaut. Die Portierung der Workstation-Systemsoftware auf die Mainframes von NAS sollte Ende 1989 abgeschlossen sein.

NAS und Sun hatten zuvor im Juli 1987 eine Vereinbarung getroffen, die vorsah, daß NAS eine Mainframe-Version des Betriebssystems für ihre IBM-kompatiblen Maschinen entwickeln sollte. Diese Vereinbarung ist theoretisch nach wie vor in Kraft, ein NAS-Sprecher verweigerte jedoch Auskünfte über die Zukunft des Projekts. Das Unternehmen wolle allerdings in Zukunft an der Konkurrenzversion AIX, einer IBM-Entwicklung, arbeiten. Der Grund hierfür dürfte im Bestreben des PCM liegen, möglichst nahe an der IBM-Welt zu verbleiben.

Die Schließung der Niederlassung in Atlanta habe auch nichts mit den kursierenden Gerüchten um einen Verkauf der NAS durch die Konzernmutter National Semiconductors zu tun, versicherten Unternehmenssprecher.

Unterdessen arbeiten AT&T und Sun weiter fieberhaft an der Unix-Version 4, die etwa Mitte 1989 fertig sein wird. Das Konkurrenzunternehmen OSF befindet sich zur Zeit auf der Suche nach einer geeigneten Benutzeroberfläche. OSFs Unix-Version erwarten Branchenkenner bis 1990 am Markt.

NAS wird den Worten des Sprechers zufolge "jeden von der OSF etablierten Standard" unterstützen. Sun äußerte unterdessen Enttäuschung über die Entscheidung des Vertragspartners. Der Workstation-Hersteller suche jetzt einen anderen Partner für sein bereits "weit fortgeschrittenes" Projekt.

Die NAS-Entscheidung kommt nach Ansicht von Insidern wie dem X/Open-Vice President William Bonin den NAS-Konkurrenten IBM und vor allem Amdahl zugute. Amdahls Strategie stütze sich zu einem guten Teil auf Unix, und nach dem Ausklinken von NAS aus der Unix-Szene sei Amdahls einziger Konkurrent nunmehr IBM.