Zukunft der Tauschbörse bleibt gefährdet

Napster verspricht Musikfilter

09.03.2001
MÜNCHEN (CW) - Auch nach der jüngsten Anhörung in Sachen Napster bleibt das Schicksal der Musiktauschbörse ungewiss. Richterin Marilyn Hall Patel vom Bezirksgericht in San Franzisko hat noch kein endgültiges Urteil gesprochen. Um die drohende Schließung zu verhindern, kündigten Napster-Vertreter an, urheberrechtlich geschützte Songs aus dem Angebot herauszufiltern.

Napster-Anwalt David Boies erklärte, dass zukünftig alle Copyright-geschützten Songs mit Hilfe einer Spezialsoftware aus dem zentralen Server-Verzeichnis herausgefiltert würden. Bislang hatten sich die Napster-Verantwortlichen gegen einen Filtermechanismus mit der Begründung gewehrt, dies sei technisch nicht machbar. Die Software soll illegal angebotene Musikdateien am Namen erkennen und automatisch aus dem Angebot herausnehmen.

Das Damoklesschwert der drohenden Schließung schwebt jedoch weiter über Napster. Richterin Patel, die bereits im Sommer letzten Jahres eine einstweilige Verfügung gegen Napster erlassen hatte, erklärte, sie arbeite an einer neuen Fassung, nachdem das Berufungsgericht den Fall an sie zurückgegeben hatte.

Die Verantwortlichen bei Napster hoffen weiter. Hank Berry, Chef der Tauschbörse, appellierte an die Musikindustrie, nicht zu vergessen, dass die Napster-Nutzer leidenschaftliche Musikfans seien und damit auch zu den besten Kunden der großen Konzerne gehörten.

Allerdings könnten die Napster-Nutzer ihre Phantasie gebrauchen, um den Filtermechanismus zu überlisten. Experten gehen davon aus, dass sich die Software ganz einfach umgehen lässt, wenn die Namen von Interpreten und Songs leicht modifiziert werden. Sollten Musikstücke von "Madonna" auf der schwarzen Liste auftauchen, könne man diese unter dem Namen "Mad0nna", mit einer Null statt dem o, problemlos wieder ins Netz stellen. Ob die Napster-Verantwortlichen mit dieser Taktik fertig werden, darf man bezweifeln.