MP3-Tauschsoftware löst in den USA Copyright-Debatte aus

Napster beschäftigt nun auch die Politik

16.06.2000
MÜNCHEN (wm) - Ein kleines Stück Software bringt die Musikindustrie und viele namhafte Musiker in Aufruhr. "Napster", so die Befürchtung mancher Experten, könne die Existenz der gesamten Branche gefährden.

Napster ist ein Programm eines gleichnamigen Anbieters, das es Musikliebhabern ermöglicht, kopierte CDs im MP3-Format über das Web auszutauschen. War raubkopierte Musik im Internet bisher für Laien auf obskuren Servern nur schwer zu finden, existiert mit Napster.com nun eine Plattform, die die Suche und den Austausch von Dateien zum Kinderspiel macht. Über zehn Milionen registrierte Benutzer sollen den Dienst mittlerweile nutzen.

Nachdem eine Vielzahl von Protesten nichts geholfen hat, überzieht die Plattenindustrie - allen voran die mächtige Recording Industry Association of America (RIAA) - sowie eine Vielzahl von Musikern Napster mit Gerichtsklagen. Das Unternehmen verteidigt sich regelmäßig mit dem Argument, nicht für die Inhalte, die die User austauschen, verantwortlich zu sein.

Für Aufsehen hatten im Mai die Aktionen der Heavy-Metal-Band Metallica gesorgt. Die Gruppe präsentierte dem Unternehmen 320000 Nutzer und forderte es auf, diese wegen ihres illegalen Handelns auszusperren. Napster kam dem Wunsch umgehend nach.

Mittlerweile mehren sich in den USA bereits Stimmen, die eine Veränderung der Copyright-Gesetze verlangen. Einige Politiker fordern, dass Nutzer von Diensten wie Napster ihre Identität offen legen müssten.

Auch Protagonisten aus der Open-Source-Szene haben sich zum Fall Napster geäußert. Sie bemühen sich um eine differenziertere Debatte und weisen darauf hin, dass der Open-Source-Gedanke keinesfalls mit der von Napster-Aktivisten geforderten Abschaffung jeglichen Urheberrechts gleichzusetzen sei.

Unterdessen sind weitere Tools aufgetaucht, die - anders als Napster - ohne zentralen Server und ohne Benutzerkennung eine direkte Tauschbörse von User zu User ermöglichen. Das derzeit populärste, "Gnutella", könnte schon bald Napster überflüssig machen und der Musikindustrie noch größeres Kopfzerbrechen bereiten.