Verbessertes Web-Mail aber schon mit Domino 5.08

Nächstes großes Notes-Update kommt erst 2002

01.06.2001
Auf der 14. Konferenz der Deutschen Notes User Group (DNUG) gaben Lotus-Vertreter Neuheiten zum "Notes/Domino"-Fahrplan bekannt. So wird sich die Fertigstellung von Rnext auf das nächste Jahr verschieben, HP-UX soll weiter unterstützt werden, und die bisher vierteljährlichen Updates werden zukünftig nur mehr im Viermonats-Rhythmus erscheinen. Von Volker Weber*

Den hochkarätigen Referenten entsprechend gab es auch einige Neuigkeiten zu vernehmen, die selbst in der deutschen Lotus-Niederlassung noch unbekannt schienen. So hat Lotus kürzlich angekündigt, das Unix-Derivat von Hewlett-Packard, HP-UX, weiter zu unterstützen. Im letzten Jahr hatte es auf der DNUG-Konferenz in Mannheim noch geheißen, dieses Betriebssystem werde zukünftig nicht mehr berücksichtigt. Dies gelte nicht nur für Lotus, sondern die gesamte IBM Software Group.

Für das nächste größere Update von Notes/Domino mit dem Arbeitstitel "Rnext" steht immer noch keine offizielle Bezeichnung fest. Dem Marketing dürfte aber angesichts des anvisierten Erscheinungstermins noch ausreichend Zeit für die Namensfindung bleiben. Laut Marketing Director Ed Brill wird Rnext nämlich nicht mehr in diesem Jahr erscheinen. Derzeit befindet sich eine erste Beta im öffentlichen Test. Eine zweite mit weiteren Funktionen ist gerade in Vorbereitung.

Größere Update-AbständeDie Zyklen für kleinere Updates von Notes und Domino werden nun offiziell auf vier Monate verlängert. Den mit Quarterly Maintenance Release (QMR) bezeichneten Dreimonats-Rhythmus hatte Lotus schon bei den letzten Versionen nicht mehr einhalten können, weil nach eigener Darstellung zugunsten der Qualität eine längere Lockdown-Periode eingeführt wurde. Während dieser Testzeit werden von den Entwicklern keine Änderungen in den zu veröffentlichten Code mehr eingepflegt.

Das nächste Release 5.08 soll am 2. Juli zunächst in Englisch erscheinen, die anderen 14 Tier-1-Languages, darunter Deutsch, folgen zwei Wochen später. Diese Ausführung wird eine wesentliche Erweiterung des Mail-Templates erhalten, die das Notes-Marketing "Inotes Web Access" nennt. Dahinter verbirgt sich ein neuer Web-Mail-Client, der für "Internet Explorer" ab Version 5.01 optimiert ist und das aktuelle Notes Web-Mail sowohl bezüglich Performance als auch Funktionalität übertrifft. Die aktuelle Beta 3 dieses Clients kann man aktuell auf www.notes.net testen. Um das neue Web-Mail nutzen zu können, müssen die Mail-Datenbanken in ein neues Format konvertiert werden. Ein bloßer Wechsel der Schablone reicht nicht aus. Außerdem ist Inotes Web Access von neuen Server-Funktionen abhängig, so dass es auf älteren Domino-Versionen nicht eingesetzt werden kann.

Auf der Client-Seite setzt Inotes Web Access den Internet Explorer voraus. Für Netscape 4.7 erreicht das Produkt laut Ed Brill nur Beta-Niveau und wird in dieser Kombination nicht offiziell unterstützt. Auf der Server-Seite muss AIX, OS/400, Solaris oder Windows eingesetzt werden, da nur auf diesen Plattformen ein Support für Domino Off-Line Services (DOLS) existiert. Innerhalb von 90 Tagen soll als weiteres Betriebssystem noch S/390 hinzukommen. Linux und HP-UX müssen noch bis zum Erscheinen von Rnext warten.

Das rasante Wachstum des Messaging-Markts geht auch für die Marktführer Lotus und Microsoft zu Ende. IDC prognostiziert laut Brill in diesem Jahr nur noch acht Prozent Wachstum im diesem Segment. Die Hersteller werden deshalb wohl versuchen, sich die Kunden gegenseitig abzujagen. Noch im Juni will Lotus dazu ein "Competitive Buyback Program" auflegen, das "Exchange"- und "Groupwise"-Kunden mit kostenlosen Domino-Mail-Lizenzen umwirbt. Erst bei der Collaboration License, mithin Anwendungen außerhalb von Mail und Kalender, kassiert Lotus dann wieder. Dank Inotes Web Access sieht Brill zusätzliche Marktchancen bei bestehenden Kunden, die auch solchen Mitarbeitern einen Mail-Zugang gewähren wollen, die keinen eigenen Computer haben. Darüber hinaus will er Exchange-Kunden, die eine Server-Konsolidierung auf Solaris oder AS/400 ins Auge fassen, überzeugen, auf Domino mit "Inotes Access for Outlook" umzusteigen. Auf der Anwenderseite bleibt dabei der Outlook-Client im Einsatz, der Server-seitig jedoch von Domino statt von Exchange versorgt wird.

Einen kleinen Vorgeschmack auf die nächste Version von "Domino Workflow" gab Knowledge-Management-Director Wolfgang Hilpert in seinem Vortrag. Sie soll offiziell erst im Juni auf der Lotus Devcon in Las Vegas vorgestellt werden. Auch wenn Hilpert es sorgfältig vermied, den neuen Namen anzukündigen, so liest man auf der Web-Seite (http://www.lotus.com/devcon) bereits den neuen Namen "Lotus Workflow 3.0". Wie Hilpert in einer abschließenden Fragerunde bestätigte, kann man dies als Hinweis auf die verstärkte Integration von Lotus-Produkten in das IBM-Portfolio werten.

*Volker Weber ist freier Autor in Darmstadt.

DNUG als kleine LotusphereDie Konferenzen der Deutschen Notes User Group haben sich mittlerweile etabliert, die Veranstaltung in Potsdam war mit mehr als 600 Teilnehmern ausverkauft. Während die Veranstaltungen ursprünglich vor allem von Business-Partnern getragen wurden, engagiert sich Lotus mittlerweile wesentlich stärker. Vorträge hochrangiger Firmenverteter brachten wissbegierige Notes-Anwender auf den neuesten Stand und boten so einen kleinen Ausgleich für die in diesem Jahr abgesagte europäische Lotusphere.

Aus den USA waren Ed Brill, Marketing Director für Notes und iNotes, Greg Kelleher, Domino Brand Manager Linux, Tom Libretto, Product Manager Domino.DOC, sowie Wolfgang Hilpert, Director Knowledge Management, angereist. Aus Deutschland beteiligte sich Lotus Professional Services (LPS) mit mehreren Mitarbeitern. Die DNUG hatte darüber hi-naus den ehemaligen Iris-Entwickler Bob Balaban für mehrere Vorträge rund um Domino und Websphere engagiert.