Gastkommentar

Nachfrage paßt nicht zum Angebot

03.07.1998

Ohne Software geht nicht mehr viel. Wer mit dem Auto fährt, Briefe auf dem Computer schreibt oder im Reisebüro eine Urlaubsreise bucht, nutzt hierzu Software. Die Softwarebranche ist eine der wenigen dynamischen Wachstumsindustrien, die auch neue Stellen zu schaffen vermögen. Doch der Markt für qualifizierte Arbeitskräfte ist leergefegt.

Angesichts der hohen Arbeitslosenzahlen in Deutschland ist das eine paradoxe Situation. Nachfrage und Angebot passen schon seit langem nicht mehr zusammen. Das gilt für große Teile der Arbeitswelt, insbesondere aber für leistungsstarke, expandierende Softwarefirmen.

Ein Grund für diese Fehlentwicklung ist die unsinnige Diskussion über den Produktionsstandort Deutschland. Sie hat zweierlei fatale Auswirkungen. Zum einen lenkt sie Investitionen falsch, so daß in Deutschland eine effiziente Dienstleistungsgesellschaft aufgrund der fehlenden Produktionsbasis gar nicht erst entstehen kann. Zum anderen verleitet sie junge Menschen mangels zukunftsorientierter Arbeitsplätze zu Berufsentscheidungen, die sie in eine Sackgasse führen. Orientierungshilfen und Informationen über Trends an den Arbeitsmärkten fehlen völlig, ebenso wie Visionäre unter den Politikern, die für die deutsche Arbeitsmarktpolitik verantwortlich sind.

Vieles muß sich ändern. Menschen haben Angst davor, oft aus verständlichen Gründen, aber letztlich sind Veränderungen etwas Positives. Teamfähigkeit, strikte Kundenorientierung, noch mehr Flexibilität und vor allem Übernahme von Verantwortung werden zu den Faktoren einer erfolgreichen Standortpolitik am Produktionsplatz Deutschland zählen. Wer dies nicht mittragen kann, wird auf der Strecke bleiben.