Green-IT-Grundlagen

Nachdenken vor dem PC-Kauf zahlt sich aus

15.09.2009
Von pte pte
Wie stark ein Computer die eigene Geldbörse und das Klima belastet, hängt in hohem Maß vom Verhalten des Anwenders bei dessen Kauf, Nutzung und Entsorgung ab.

Das verdeutlicht eine Broschüre des Umweltbundesamtes, die vergangene Woche präsentiert wurde. Die Inhalte des Leitfadens erstellte das Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (IZT). "Bei Computer, Fernseher und Handy ist der Gedanke an den Stromverbrauch noch kaum im Bewußtsein. Dennoch reicht die Energie, die ein Plasma-Fernseher oder auch ein Gamer-PC benötigt, für den Betrieb von bis zu fünf Kühlschränken aus", betont Siegfried Behring, IZT-Experte für nachhaltige Unterhaltungselektronik, im pressetext-Interview. Der anhaltende Boom der Informations- und Kommunikationstechnologien lasse auch den Stromverbrauch steigen, was sie für den Klimaschutz besonders relevant mache.

Im Verhalten von Computernutzern gibt es große Spielräume, was den Energieverbrauch und den mit der Stromerzeugung verbundenen Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) betrifft. Das beginnt für Behring bereits bei der Anschaffung des Gerätes. "Die Entscheidung für ein Modell legt zugleich den Stromverbrauch für die nächsten Jahre fest. Für die gleiche Leistung kann ein Computer jährlich 180 oder auch nur 80 Kilowattstunden (KWh) Strom verbrauchen." Dementsprechend liegen die jährlichen Stromkosten bei vier Stunden Nutzung pro Tag bei einem Einsteiger-Notebook bei acht Euro, verglichen mit 105 Euro bei einem Gamer-PC, ist der Broschüre (PDF-Download) zu entnehmen. "Man sollte sich im Voraus überlegen, welche Anforderungen an die Grafik überhaupt nötig sind", empfiehlt der Experte.

Direkte Folgen für die Umwelt hat jedoch auch der Herstellungsweg eines Apparates. Ein durchschnittlicher PC mit Monitor braucht in der Produktion 2.790 KWh Energie und produziert damit 850 Kilo CO2, außerdem werden 1.500 Liter Wasser und 23 Kilogramm verschiedener Chemikalien benötigt. "Einen Computer muss man mindestens drei bis sechs Jahre täglich nutzen, um dabei dieselbe Energie verbraucht zu haben, die für die Herstellung benötigt wird. Sinnvoll ist es daher, Geräte möglichst lange in Einsatz zu haben. Das erreicht man, wenn man beim Kauf auf lange Haltbarkeit sowie auf die Möglichkeit einer später vielleicht erforderlichen Aufrüstung achtet. Diese ist eine umweltschonendere Alternative zum Neukauf", so Behring. Wie umweltschonend ein Computer erzeugt wird, sei bisher für den Endverbraucher leider kaum erkenntlich.

Erheblichen Spielraum für das Stromsparen bietet schließlich auch die Nutzung des Computers. Als wichtigste Maßnahmen sieht Behring hier die richtigen Einstellungen im Energiemanagement, das Wegschalten des für den Energiebedarf irrelevanten Bildschirmschoners sowie das Vermeiden des Standby-Modus. "Die dadurch entstehenden Leerlaufverluste alleine benötigen allein in Deutschland die Energie von zwei Kraftwerken. Da (fast alle) Computer auch nach dem Ausschalten Strom verbrauchen, ist es am besten, den Stecker zu ziehen oder den Strom mittels einer zwischengeschalteten Steckdosenleiste ganz abzuschalten." Stromsparend seien auch der Verzicht auf Ausdrucke sowie Maßnahmen, die die Rechnerkapazität wenig belasten. "Ideal ist, Spam-Mails nicht zu öffnen, die Festplatte regelmäßig zu defragmentieren oder Open-Source-Programme zu verwenden." Letztere seien meist schlanker ausgestattet als Komplettpakete, so die Begründung Behrings.

Der im Produktzyklus letzte Beitrag des Verbrauchers für eine möglichst geringe Umweltbelastung sollte die fachgerechte Entsorgung des Gerätes sein. Denn PCs, Drucker, Handys oder auch andere elektronische Kleinstgeräte enthalten in geringen Mengen eine Vielzahl seltener Metalle wie Gold, Silber, Tantal oder Platin, deren Förderung die natürlichen Ressourcen belasten. Diese werden immer mehr auch zu strategischen Metallen, wie das Beispiel der Demokratischen Republik Kongo zeigt, wo die hohe Nachfrage nach dem tantalhaltigen Erz Columbit den Bürgerkrieg im Land zusätzlich anheizte.

"Wir gehen davon aus, dass seltene Metalle in der Elektro- und Mikrotechnologie sowie auch bei den Zukunftstechnologien wie für die Solarbranche, für organische Leuchtdioden oder für Brennstoffzellen zunehmend benötigt werden. Da der Bedarf so immens steigt, sind Engpässe schon vorauszusehen", so Behring. Seien solche Stoffe in Altgeräten manchmal auch nur in Dotierungen vorhanden, sei es wichtig, dass sie nach Gebrauchsende wieder herausgeholt und wiederverwendet werden. (pte)