Kolumne

"Nachdenken über BS2000"

02.07.1999

Daß Siemens händeringend einen Partner für das PC-Geschäft suchte, war spätestens seit dem geplatzten Deal mit Acer kein Geheimnis mehr. Unerwartet kam dagegen für viele die Ankündigung, das gesamte Hardwaregeschäft werde in ein Gemeinschaftsunternehmen mit Fujitsu ausgelagert.

Siemens-Boß Heinrich von Pierer steht massiv unter Erfolgsdruck. Analysten und Aktionäre erwarten von ihm, den Konzern zu "verschlanken". Hinter diesem Euphemismus verbergen sich unpopuläre Maßnahmen wie Auslagerung, Sanierung, Personalabbau. All das wird unweigerlich geschehen, wenn Siemens sein wenig ergiebiges Hardware-Business mit Fujitsus Europa-Geschäft verheiratet. Von Pierer liegt also im Plan - und das sogar, ohne einen Gesichtsverlust zu riskieren.

Kunden sollten sich aber vom Jubel der Shareholder nicht anstecken lassen. In der "gleichberechtigten Partnerschaft" werden die Japaner die Hosen anhaben, schon weil sie im Gegensatz zu Siemens als Global Player voll auf das Computergeschäft angewiesen sind. Nicht umsonst heißt die Gemeinschafts-Company Fujitsu Siemens Computers - die Reihenfolge der Namen ist kein Zufall.

Für Siemens-Kunden und -Mitarbeiter hat das Folgen. Im Bereich der Intel-basierten Systeme werden Produktlinien zu bereinigen sein - die Fusion von Compaq und Digital hat gezeigt, daß ein solcher Schritt unvermeidlich ist. Wo sich Geschäftsbereiche überschneiden, müssen Mitarbeiter gehen, wo Produktlinien kollidieren, Rechnerreihen ausgemustert werden.

Weitaus härter könnte die Hardwarehochzeit aber den Main- frame-Sektor treffen. Zwar mochten die Partner anläßlich der feierlichen Bekanntgabe des Abkommens noch keine Rationalisierungspläne veröffentlichen, doch ist kaum zu erwarten, daß die BS2000-Welt in ihrer heutigen Form Bestand haben wird.

Siemens hat sich im Computergeschäft stets schwergetan. Das Mainframe-Business macht hier keine Ausnahme. Die Aktionäre würden es begrüßen, wenn von Pierer mit Hinweis auf die weltweit bessere Marktposition der Fujitsu-Tochter Amdahl einen Strich unter die BS2000-Geschichte zöge. Warum sollte das Duo neben der von Amdahl unterstützten OS/390-Welt das nur in Deutschland erfolgreiche BS2000 weiterpflegen? Darüber sollten Siemens-Kunden nachdenken.