Nach monatelangem Gerangel sind die Briten mit dem Konsortium IDC erfolgreich:C+W erhält japanische Telecom-Lizenz

02.10.1987

LONDON (CW) - Gute Aussichten hat die britische Telekommunikations-Gruppe Cable and Wireless (C + W), in dem japanischen Telecom-Markt Fuß zu fassen. Das von dem Unternehmen gegründete und dominierte Konsortium International Digital Communications (IDC) erhielt jetzt eine Einladung des japanischen Ministeriums für Post und Telekommunikation (MPT), wonach die Briten vor Ort eine Lizenz zum Vertrieb Internationaler Telecom-Dienste beantragen dürfen.

Die britische Telecom-Gruppe Cable and Wireless benötigt den japanischen Markt dringend für Kabel- und Netzwerkprojekte im asiatischen Raum, die das Unternehmen für die Zukunft absichern soll. Zu klein ist der Inselmarkt für die Telefon-Aktivitäten der Gesellschaft geworden; für das internationale Telecom-Geschäft fehlt jedoch ein großes Netzwerk. Letzterem will C+W jetzt durch die Konstruktion eines eigenen weltweiten Netzwerks auf Basis der Glasfasertechnik, dem "Global Digital Highway", Abhilfe schaffen. Dafür wiederum benötigt man den japanischen Markt als wichtigen Stützpunkt. Darüber hinaus planen die Briten, sich im Rahmen des Konsortiums IDC an einem neuen Kabelprojekt im Nordpazifik zu beteiligen und Vertriebszentren in Tokio und Osaka einzurichten. All diese Pläne setzen jedoch eine Lizenz des japanischen Ministeriums für Post und Telekommunikation voraus.

Bis zum vergangenen Jahr schien der japanische Telecom-Markt für Fremdanbieter aus Europa und USA eine schier uneinnehmbare Festung. Die Nippon Telephone and Telegraph (NTT) hielt das Monopol im inländischen Telecom-Markt, die Kokusai Denshin Denwa (KDD) beanspruchte das Vorrecht für das internationale Geschäft. 1986 jedoch beschloß die japanische Regierung, den Wettbewerb im inländischen Telecom-Sektor zu fördern, indem man ausländischen Konsortien Lizenzen in Aussicht stellte. Dies geschah allerdings nicht zuletzt unter dem Druck von BG und USA, ausländischen Unternehmen generell mehr Zugang zum japanischen Markt zu verschaffen.

Cable and Wireless reagierte schnell auf die unverhoffte Offerte aus Japan. Noch im November 1986 gründete das Unternehmen gemeinsam mit den amerikanischen Companies Merrill French und Pacific Telesis und einigen führenden japanischen Gesellschaften, darunter C. Itoh, Toyota Motor und die Industrial Bank of Japan, das Konsortium International Digital Communications (IDC). An diesem Konsortium hält Cable and Wireless den größten Anteil. Doch im Gegenzug machten die Japaner wieder einen Rückzieher. Zum einen störte sie der große Einfluß, den die ihnen weitgehend unbekannte britische Gesellschaft in diesem Unternehmensverbund hat und die noch dazu ein eigenes Kabelprojekt durch den Pazifik plant. Zum anderen hatte sich als Gegenspieler zur IDC inzwischen ein rein japanisches Konsortium, das International Telecoms Japan (ITJ), gebildet.

So versuchte das japanische Ministerium zunächst, eine Fusion zwischen der IDC und der ITJ zu arrangieren. Dies scheiterte allerdings an den unterschiedlichen Ambitionen der beiden Konsortien. Als schließlich auch noch die britische Premierministerin Margret Thatcher und der unlängst verstorbene US-Handelsminister Malcom Baldridge in das Geschehen eingriffen, geriet das MPT in einen Entscheidungsnotstand. Ende der Geschichte: Beide Konsortien sollen nunmehr vor Ort ihre Lizenzen beantragen dürfen und auch erhalten.

Somit haben sich die monatelangen Bemühungen für die britische Telecom-Gruppe doch noch ausgezahlt. Resümiert Sir Eric Sharp, Chairman von Cable and Wireless: "Es war ein hartes Stück Arbeit, den Berg Fuji zu erklimmen. Doch der Aufwand hat sich gelohnt."