Nach Dinosaurier-Sterben wird das Unterste zuoberst gekehrt

22.05.1987

FRANKFURT - Anwendern und Herstellern steht nach Ansicht von William Zachmann, Vice President Corporate Research der International Data Corporation (IDC), ein dramatischer Übergang zu "Informationssystemen der zweiten Generation" bevor. Dabei werde, so Zachmann auf der "IDC Briefing Session 87" in Frankfurt, "das Unterste zuoberst gekehrt".

Mit hierarchischen DV-Konzepten, "in denen sich alles um einen Zentralrechner dreht", könnten die traditionellen Mainframe- und Minicomputer-Anbieter aus Gründen des intensiven Wettbewerbs auf dem Computermarkt und wegen der Integration der Informationssysteme in das Gesamtunternehmen keinen Blumentopf mehr gewinnen. Orakelte der amerikanische Marktforscher: "Verteilte Systeme auf Mikroprozessor-Basis werden die Informationsverarbeitung der Zukunft bestimmen."

Diese Entwicklung dürfte laut Zachmann vor allem für einen Hersteller Folgen haben: IBM. Big Blue habe zu lange auf die hostorientierte Systems Network Architecture (SNA) gesetzt und den Trend zu verteilten Systemen unterschätzt. Jetzt durchlebe der Mainframe-Monopolist seine tiefste Krise: In einer späteren Rückschau, so Zachmann, könnten sich die Jahre 1985 und 1986, in denen die IBM bekanntlich nicht sonderlich erfolgreich war, einmal als "the good old days" herausstellen.

Turbulenzen sieht der IDC-Marktforscher auch auf konservative DV-Chefs zukommen. Zwar werde es weiterhin Positionen mit Planungs- und Kontrollfunktion in zentralen Rechenzentren geben, "in Wahrheit aber wird jeder Fachbereich selber entscheiden können, welcher DV-Technik er sich vor Ort bedient". Zachmann: "Informationsverarbeitung wird zum normalen Bestandteil der Unternehmensorganisation."

(Siehe auch Kolumne und Seite 5)