Nach der Leistungssteigerung jetzt die Anwendung im Visier

03.05.1991

Ob für den Ausdruck von Texten und Charts, zum Bedrucken von Flugtickets oder Krankmeldungen - unterschiedliche Anwendungen verlangen unterschiedliche Eigenschaften von Ausgabegeräten. Hier zeigte sich auf der CeBIT ein deutlicher Trend: Weniger die Leistungssteigerung als vielmehr die Ausrichtung auf Anwendungen stand im Vordergrund des Interesses.

Ein aufmerksamer Beobachter könnte auf der CeBIT durchaus Interessantes im Druckermarkt erkennen: Auch 1991 bleibt der schon seit Jahren prognostizierte Boom im Laserdruckermarkt aus. Der schon lange für "tot" erklärte 9-Nadel-Drucker-Bereich bringt auch dieses Jahr noch einige, wenn auch nur wenige neue Modelle hervor, und die 24-Nadler übernehmen im Low-cost-, semi- und professionellen Bereich immer größere Marktanteile.

Die neuen 9-Nadeldrucker werden fast ausschließlich entweder im absoluten Low-cost-Bereich (unter 400 Mark Ladenpreis) oder für den Einsatz als Rechnungs- beziehungsweise Lieferscheindrucker, wo eine robuste und durchschlagkräftige Mechanik benötigt wird, angeboten. Dagegen fanden 18-Nadeldrucker, die vor allem bezüglich der Druckgeschwindigkeit den 9-Nadlern überlegen sind, im professionellen Anwendungsbereich ihren Einsatz. Einige neue Modelle, mit einer Druckgeschwindigkeit von 400 bis 600 Zeichen pro Sekunde, bieten genügend Druckleistung auch für hohes Datenaufkommen und den Netzwerkbereich. Ein entsprechend, hoher Preis (5000 Mark, bis etwa 10000 Mark) ist allerdings ein weiteres Kennzeichen dieser Geräte.

Zu den Rennern gehören die portablen Drucker

Für den Schön- und Schnelldruck qualifizieren sich 24-Nadel-Drucker. Durch ihre feinen Nadeln bringen sie Text und Grafiken mit hoher Qualität zu Papier, können jedoch in der Regel nicht mit einer allzu hohen Durchschlagskraft aufwarten. Nur drei Durchschläge - 9-Nadler können bis zu sechs Durchschläge erstellen - sind bei den 24-Nadlern, die das Papier um eine Walze führen, möglich. Auffallend sind die bereits günstigen Preise dieser Modelle.

Mit zu den Rennern auf der CeBIT gehörten vor allem die portablen Drucker, die speziell für Notebook-PCs konzipiert wurden. Hier ist der Trend in Richtung Miniaturisierung mit Leichtgewichten und zu erschwinglichen Preisen festzustellen. Zu den Anbietern gehören die Firmen Apple, Canon, Citizen, Kodak und Seikosha. (Siehe auch Artikel auf Seite 39)

Die Lücke zwischen Schönschreib- und durchschlagkräftigem Drucker schließen die Flachbettdrucker. Diese führen das Papier gerade unter dem Druckkopf durch und ermöglichen dadurch die Verarbeitung von unterschiedlichen Papierstärken. Das zu bedruckende Material wird gegenüber der herkömmlichen Walzentechnologie auf einem Druckbalken bedruckt. Flachbettdrucker sind Matrix-Nadeldrucker mit neun, 18 oder 24 Nadeln. Der Vorteil liegt ganz klar in der Papierverarbeitung, wo es auf verschiedene Papierstärken und -formate ankommt.

Dieses Feature eröffnet dem Flachbettdrucker Zielmärkte, wie Arztpraxen, Apotheken, Behörden, Reiseveranstalter, Rechtsanwälte, Banken, Versicherungen und Spediteure. Wegen ihrer einfachen Handhabung werden sie auch gerne am Büroarbeitsplatz eingesetzt. Zu beziehen sind sie ab 2000 Mark.

Der Laserdrucker-Markt spaltet sich im wesentlichen in zwei Bereiche. Geräte mit einem Druckvolumen von vier bis acht Seiten eignen sich gut für den Einsatz in kleineren bis mittelständischen Unternehmen, wo es auf hohe Druckqualität und geringe Geräuschentwicklung ankommt. Zur CeBIT wurden gerade im unteren Bereich sehr interessante Neuvorstellungen zu attraktiven Preisen (vier Seiten pro Minute für unter 3000 Mark) angeboten. Einige Modelle besitzen auch schon die neue Befehlssprache PCL Level V, die es ermöglicht, einige Schriften in beliebigen, stufenlos wählbaren Größen auszugeben. Man kann diese Geräte für kleinere Mailings oder für die tägliche Korrespondenz einsetzen. Mit größeren Rundschreiben allerdings sind diese Systeme überfordert.

Die zweite Gruppe der Laserdrucker wartet mit einer Druckgeschwindigkeit von zehn bis 16 Seiten pro Minute auf. Hiermit ist auch ein Druckvolumen von 20 000 Seiten pro Monat kein Problem. Größere Mailings oder der Einsatz als zentral Druckstation im Netzwerk sind die Einsatzschwerpunkte diese Systeme. Zusätzlich mit eine Seitenbeschreibungssprache (Postscript im Original von Adobe oder Clones) ausgerüstet, ist auch das Erstellen von aufwendigeren und optisch an sprechenden Broschüren möglich. Ausgefallene Produkte hin sichtlich Preis und Leistung waren bei Dataproducts, Star, Apple, C. Itoh und OMS zu sehen.

Neben der Laserdruck-Technologie gibt es noch zwei weitere berührungsfreie und somit sehr leise Drucktechnologien. Der Thermotransferdruck qualifiziert sich durch brillante und präzise Farbwiedergabe für farbige Ausdrucke. Leider ist jedoch das Verbrauchsmaterial immer noch sehr teuer und damit ein Einsatz als Textdrucke nicht ratsam.

Mit dem Deskjet 500 von Hewlett-Packard gewinnt die lange mit etwas Argwohn betrachtete Tintenstrahl-Technik wieder an Bedeutung. Mit normalem Kopierpapier erreicht man bei Textdruck eine sehr gute Druckqualität bei gleichzeitig ziemlich hoher Ausgabegeschwindigkeit. Andere Tintenstrahldrucker bringen bei Normalpapier oft nur ein etwas unscharfes und lichtes Druckbild. Ursache hierfür ist meist eine dünnflüssigere Tinte und eine nicht so präzise Steuerung der ausgestoßenen Tröpfchen. Das Angebot von ähnlich zum Deskjet aufgebauten Tintenstrahldruckern nimmt allerdings deutlich zu. Der Einsatzschwerpunkt ist in der Präsentation von Texten und Grafiken mit Farbausgabe zu sehen.

Die Einsatzgebiete der einzelnen Drucktechnologien haben sich in der letzten Zeit ziemlich deutlich abgezeichnet. Neben dem Home-Bereich mit Anwendungen für 9-Nadler zu Preisen unter 400 Mark werden 9- und 18-Nadler ihre Bedeutung als Arbeitstiere für das Rechnungswesen und den administrativen Bereich von Listenerstellung und Lieferscheindruck behalten. Bei den 24-Nadel-Druckern gibt es eine Spaltung in die Low-cost- und Bürodrucker-Klasse. Diese beiden Gruppen trennen neben einer stattlichen Preisdifferenz auch Unterschiede in der Ausstattung, Druckgeschwindigkeit und Robustheit. Vom Heim- und Hobby-Anwender bis zum Büroeinsatz ist hier der Bogen gespannt. Die neueren Geräte entwickeln sich im wesentlichen durch mehr Bedienerfreundlichkeit und Anzahl der angebotenen Schriften weiter. Notebook und mobiler Notebook-Printer werden sich ganz bestimmt im Computermarkt der 90er Jahre etablieren. Der Trend geht deutlich hin zur vernetzten Miniaturisierung der elektronischen Komponenten, bestehend aus PC, Fax beziehungsweise Telefon, Scanner und Drucker am individuellen Arbeitsplatz im Büro. Auch die Flachbettdrucker, die einerseits ihren Einsatz in den verschiedenartigsten Applikationen mit intelligenter Software finden, andererseits auch am Büroarbeitsplatz durch ihr vorteilhaftes Papier-Management gerne eingesetzt werden, sind trendverdächtig und haben ihre Berechtigung.

Laserdrucker können sich nach wie vor in vielen Bereichen des Büroeinsatzes noch nicht durchsetzen, da sie keine Durchschläge ermöglichen und den Nadeldruckern auch bezüglich der Verbrauchsmaterial-Kosten unterlegen sind: (Laser: sechs bis zehn Pfennige; Nadeldrucker: zirka zwei bis drei Pfennige). Somit werden die Nadler auch in Zukunft noch ihren Käufer finden. Doch bei reinen Textverarbeitungsanwendungen sind gerade die kleinen Laserdrucker (sechs bis acht Seiten pro Minute) mit ihrem exzellenten Preis-Leistungs-Verhältnis konkurrenzlos.

Susanna Gerbracht ist Marketing-Managerin bei C. Itoh Electronics, Düsseldorf.