Nach dem Patt in der Antitrust-Behoerde US-Justizministerium zieht die Microsoft-Untersuchung an sich

06.08.1993

MUENCHEN (CW) - Entgegen den Hoffnungen der Microsoft-Hausjuristen fuehrt die Beschlussunfaehigkeit der amerikanischen Antitrust-Behoerde Federal Trade Commission (FTC) nicht zu einer Abweisung der Monopolvorwuerfe. Nun wird der Fall vom Justizministerium wieder aufgerollt.

Fuer Microsoft stellt die Wiederaufnahme der Untersuchung einen herben Rueckschlag dar, da im Justizministerium ein anderer Wind zu wehen scheint als bei der als unternehmerfreundlich geltenden FTC. So kuendigte die fuer Antitrust-Verfahren zustaendige Ann Bingaman schon in der vergangenen Woche an, dass ihre Behoerde einen weit haerteren Kurs gegen Wettbewerbsvergehen einschlagen werde als die noch von der Bush-Administration berufenen FTC-Richter (vgl. CW. Nr. 31 vom 30. Juli 1993, Seite 1: "Antitrust-Richter des FTC werden sich ueber Microsoft-Praktiken nicht einig).

Falls die Juristen eine Handhabe gegen Microsoft finden, so bringt die "Financial Times" das Problem auf den Punkt, dann muss das Justizministerium entscheiden, "ob eine Klage gegen eines der erfolgreichsten High-Tech-Unternehmen der USA dem oeffentlichen Interesse dienlich sein kann". In diesem Fall koenne sich die Angelegenheit fuer die Regierung Clinton zur Chefsache auswachsen, in der der Praesident beweisen muss, dass er in der Lage ist, seine haertere Gangart im Umgang mit Wirtschaftskriminialitaet durchzustehen.

Bevor jedoch ueber eine Anklage entschieden werden kann, muessen sich Clintons Juristen erst durch den seit rund drei Jahren angesammelten Aktenberg wuehlen. Darin werfen vor allem Mitbewerber der Gates-Company vor, bei Anwendern die Befuerchtung geschuert zu haben, dass Windows nicht reibungslos auf der Systemsoftware anderer Anbieter laufen koenne. Ferner sollen die Lizenzpraktiken von Microsoft darauf ausgelegt sein, Konkurrenten vom Markt zu verdraengen.