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Nach dem Microsoft-Ultimatum: Yahoo sucht den Ausweg

11.04.2008
Mit seinem Übernahmeangebot für Yahoo hat Microsoft die Branche aufgeschreckt. Inzwischen spricht wieder jeder mit jedem, um seine Partikularinteressen zu wahren. Ein wie auch immer gearteter Deal würde das Internet auf Jahre prägen.

Zwei Wochen vor Ablauf eines Übernahme-Ultimatums von Microsoft steigt für die Spitze des Internet-Konzerns Yahoo der Entscheidungsdruck. Der Yahoo-Verwaltungsrat wollte bei einem Treffen an diesem Freitag laut US-Medien über mögliche Allianzen mit den Web-Rivalen Google und AOL zum Schutz vor einer Übernahme beraten. Viele Insider erwarteten in dem milliardenschweren Tauziehen am Ende jedoch immer noch einen Sieg des Softwareriesen Microsoft, berichtete das "Wall Street Journal".

In dem Übernahme-Poker mischen mittlerweile mehrere große Internet-Konzerne und Mediengiganten mit. Microsoft spricht Berichten zufolge mit dem Medienkonzern News Corp. des Milliardärs Rupert Murdoch über eine gemeinsame Offerte. Yahoo testet eine Kooperation mit Google und soll mit dem Online-Portal AOL aus dem US-Konzern Time Warner über eine Fusion verhandeln.

Bereits in den vergangenen Jahren gab es zwischen praktisch allen Beteiligten mehrfach ähnliche Pläne, die aber stets verworfen worden. Zuletzt verliefen Gespräche zwischen Murdoch und Yahoo im Sand. Murdoch wechselte daraufhin laut den Berichten die Seiten und wandte sich Microsoft zu. Mehrere Mitspieler bei einer Übernahme oder Fusion würden einen raschen Abschluss allerdings noch komplizierter machen, hieß es. Beobachter schätzen daher die Chancen eines Kaufs von Yahoo durch Microsoft allein am höchsten ein - allerdings womöglich zu einem nachgebesserten Preis.

Vor gut zwei Monaten hatte Microsoft knapp 45 Milliarden Dollar (29 Milliarden Euro) für Yahoo geboten, um die Dominanz von Google bei Internet-Suche und Online-Werbung zu brechen. Yahoo ist dies zu wenig. Microsoft bekräftigte mehrfach, das Angebot sei ein fairer Preis. Sollte bis 26. April keine Einigung möglich sein, will der Konzern eine feindliche Übernahme gegen den Widerstand der Yahoo-Spitze durchsetzen.

Das Tauziehen hat für alle Wettbewerber große Bedeutung, weil es um rasch steigende Milliardeneinnahmen durch Werbung im Internet geht. Zunehmend wandern Teile der Marketingbudgets von klassischen Print- und TV-Medien ins Web. Interessant sind dabei besonders große Online-Portale wie die meistbesuchte US-Website Yahoo als wichtige Eingangstore ins Internet mit vielen Besuchern.

Der amerikanische Werbemarkt wurde im vergangenen Jahr auf rund 21 Milliarden Dollar geschätzt. Er wäre damit binnen eines Jahres um ein Viertel gewachsen. Die Online-Werbeerlöse machen damit aber erst etwa sieben Prozent des gesamten US-Werbemarktes aus. Beobachter gehen aber davon aus, dass dieser Anteil schnell steigen wird. In den deutschen Online-Markt flossen im vergangenen Jahr mit ebenfalls steigender Tendenz rund 1,1 Milliarden Euro an Werbegeldern, errechnete der Marktforscher Nielsen. Neben einfachen Textanzeigen im Umfeld von Suchanfragen wird Multimedia-Werbung immer bedeutender. (dpa/ajf)