Nach dem Katastrophenjahr 1993 laeutet Ascom Reorganisation ein Von Arnd Wolpers*

25.03.1994

Vergleicht man die Kursentwicklung der Ascom-Inhaberaktien seit der Fusion von Hasler und Autophon zur Ascom Holding im Juni 1987 mit der des staerksten europaeischen Mitbewerbers Ericsson, wird das ganze Ausmass der Ascom-Katastrophe deutlich: Waehrend sich der Ericsson-Kurs von 1987 bis heute verfuenffacht hat, mussten Ascom- Aktionaere eine Sechstelung ihrer Papiere hinnehmen. Die relative Performance der Ericsson-Aktie war damit in den vergangenen sieben Jahren um mehr als 40mal besser als die von Ascom. Wer 1987 statt einer Ascom-Aktie fuer 7000 Schweizer Franken Ericsson-Papiere gekauft haette, koennte fuer diesen Einsatz heute zirka 60000 Franken erloesen. Ascom notiert bei 1270 Franken.

Zum 1. April 1994 versucht Ascom durch die Konzentration auf alte Staerken - die Reduktion auf drei Konzerngruppen - die Probleme in den Griff zu bekommen. Dies duerfte auch die letzte Chance sein, nachdem man das Geschaeftsjahr 1993 mit einem Verlust von etwa 340 Millionen Schweizer Franken abgeschlossen hat. Das neue Gesicht des Unternehmens wird von drei Bereichen gepraegt sein:

- Telekommunikation (schnurlose Telefone, Haustelefonzentralen, Endgeraete);

- Enterprise Networks (unternehmensweite Telekommunikationsnetze der Tochter Ascom Timeplex) sowie

- Dienstleistungsautomation.

Der Unternehmensbereich Oeffentliche Telekommunikation soll in ein Joint-venture mit Ericsson eingebracht werden. Der Sektor Radiocom (Betriebsfunk) wird voraussichtlich mehrheitlich durch Bosch uebernommen. Verkauft werden die Unternehmenszweige Kabelfernsehen, Energiesysteme und Mikroelektronik-Komponenten. Nach einem fuer 1994 in Aussicht gestellten ausgeglichenen Ergebnis hofft das Management fuer 1995 auf schwarze Zahlen. Dabei muss jedoch beruecksichtigt werden, dass die Fuehrungsriege, die sich jetzt als Ascom-Retter praesentiert, die Katastrophe der vergangenen Jahre zu verantworten hat. Dass jetzt ausgerechnet diese Herren die angeschlagene Ascom auf einen neuen Weg bringen sollen, ist schwer nachvollziehbar.

Grosse Hoffnungen ruhen auf der US-Tochter Ascom Timeplex, die 1991 von Unisys erworben wurde. Das in New Jersey ansaessige Unternehmen ist im Bereich Multiplexer mit einem Weltmarktanteil von mehr als 25 Prozent Marktfuehrer. Allerdings weist Timeplex in den Sektoren LANs und WANs einen technologischen Rueckstand auf. Einen betraechtlichen Anteil des Timeplex-Geschaefts nimmt der Hardwaresektor ein. Bei den LANs kommen zu 60 Prozent eigene Produkte zum Einsatz, im WAN-Bereich sind es fast 100 Prozent. Branchenkenner bezweifeln die Zweckmaessigkeit der Strategie hoher Fertigungstiefe in einer sich schnell wandelnden Sparte.