Das teuerste Feuerwerk der Geschichte

Nach dem Aus lässt Iridium seine Satelliten verglühen

24.03.2000
MÜNCHEN (CW) - Der Satellitennetzbetreiber Iridium LLC hat seinen kommerziellen Service eingestellt. Es hatte sich kein rettender Käufer für das schwer angeschlagene Unternehmen gefunden. Die nutzlos gewordenen Trabanten werden wahrscheinlich in die Stratosphäre umgeleitet, wo sie anschließend verglühen.

Hauptaktionär Motorola (hält knapp 20 Prozent an Iridium) hatte das zuständige Konkursgericht in New York vom endgültigen Bankrott in Kenntnis gesetzt und auch die rund 55000 Kunden des Dienstes auf seiner eigens eingerichteten Website (http://www.motorola.com/satellite/info/) über die Abschaltung informiert. Die meisten Betreiber der einzelnen Bodenstationen (Gateways) dürften ihren Service mit sofortiger Wirkung einstellen. In der deutschen Geschäftsstelle in Düsseldorf ist bereits niemand mehr zu erreichen.

Rund fünf Milliarden Dollar hatte das Betreiberkonsortium in die Installation der 66 Iridium-Satelliten investiert. Nun gilt es, die Trabanten wieder aus ihrer Umlaufbahn zu entfernen. Experten vermuten, dass die Beseitigung der "Altlasten" weitere 50 Millionen Dollar verschlingen und in Einzelfällen bis zu zwei Jahre in Anspruch nehmen wird. Sollte sich kein Interessent finden, der die auf niedrige Übertragungsleistung begrenzte (2,4 Kbit/s), aber teure Infrastruktur (120 Millionen Dollar laufende Kosten pro Monat) weiterhin nutzen will, werden die Satelliten in die Atmosphäre umgeleitet, wo sie dann verbrennen würden. Rund um den Erdball ließe sich ein Aufleuchten bunter Leuchtkugeln am Himmel beobachten.

Gescheitert ist Iridium an teuren Endgerätepreisen (3000 Dollar pro Handy) und hohen Verbindungstarifen (bis zu vier Dollar pro Minute). Ein Übriges haben wiederkehrende technische Probleme, Lieferengpässe bei den Telefonen und eine anfänglich missratene Vermarktungsstrategie getan. Immer wieder stand auch die unbeantwortete Frage im Raum, ob sich die hohen Investitionen in einen weltumspannden Handy-Dienst angesichts der erfolgreichen terrestrischen Mobilfunknetze lohnen. Die Anfänge von Iridium gehen in eine Zeit zurück, als es vor allem in den USA keine flächendeckende Mobilfunkversorgung gab.

Obwohl Iridium Platz für andere bereits in der Entstehung befindliche Satellitendienste macht, dürfte bei der Konkurrenz nicht allzu viel Freude über die Pleite des Wettbewerbers aufkeimen. Mit ICO Global Communications hat Iridium bereits einen Dienst mit in den Abgrund gezogen, denn der Glaube der Investoren an die teuren Kommunikationsdienste hat mit dem unrühmlichen Ende des Vorzeigeprojekts gelitten. Zur Zeit gibt es mit Globalstar nur einen aktiven Anbieter, der die weltweite Handy-Kommunikation via Satelliten anbietet. Weitere Betreiber stehen in den Startlöchern. Das ehrgeizigste Projekt verfolgt das Teledesic-Konsortium, das insgesamt neun Milliarden Dollar in den Aufbau eines Multimedia-Netzes mit mehr als 200 Satelliten investiert.