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Der Tag nach der Ablehnung der Pay-TV-Pläne von Kirch und Bertelsmann

Nach dem Aus für die Fusion beim digitalen Fernsehen: Stimmen, Meinungen, Pläne

28.05.1998
Von md 
Der Tag nach der Ablehnung der Pay-TV-Pläne von Kirch und Bertelsmann

COMPUTERWOCHE (MÜNCHEN) - Einen Tag nach dem Nein der EU-Kommission zu den Plänen für digitales Pay-TV der Medienmogule Bertelsmann und Kirch ziehen verschiedene Beteiligte Konsequenzen:

Der französische Medienkonzern Canal Plus will seine Beteiligung am deutschen Abonnentensender Premiere auch weiterhin abstoßen. Canal Plus plante ursprünglich seinen Anteil von 37,5 Prozent an die Kirch-Gruppe veräußern, die 25 Prozent hielt. Kirch beabsichtigte seinen Anteil dann teilweise an die Bertelsmann-Tochter CLt-Ufa weiterzugeben. Schließlich sollte Premiere durch die undurchsichtige Transaktion jeweils zur Hälfte Bertelsmann und Kirch gehören.

Der Verband Privater Kabelnetzbetreiber (Anga) begrüßte den Beschluß der EU-Kommission. Die Ablehnung werde die Einführung von digitalem Fernsehen in Deutschland eher beschleunigen. Man werde umgehend mit der Deutschen Telekom und anderen Anbietern über eine gemeinsame Plattform verhandeln.

Die Telekom äußerte sich ähnlich. Man fühle sich von der Brüsseler Entscheidung nicht direkt betroffen.

Ganz anders sehe das bei Leo Kirch aus, so ein Bertelsmann-Sprecher laut dem Wirtschaftsdienst „vwd". „Kirch ist in Panik" und sei daher bereit gewesen, ein ökonomisch nicht sinnvolles Angebot zu akzeptieren. Kommissionschef Karel van Miert hatte gestern in erster Linie die starre Haltung der Bertelsmann AG für das Scheitern der Verhandlungen verantwortlich gemacht. Für Bertelsmann sei das Projekt digitales Pay-TV nun erledigt, so der Sprecher.

Die Kirch-Gruppe ihrerseits schließt einen neuerlichen Versuch nicht aus. In einer Presseerklärung kündigte das Unternehmen einen neuen Antrag für die EU-Wettbewerbskommission an. Darin heißt es, man wolle Premiere weiterhin mit dem digitalen Sender DF1 fusionieren und als großen Pay-TV-Sender ausbauen. Bislang habe man über eine Milliarde Mark investiert.