Produktstrategie noch ungeklärt

NA holt sich mit Dr Solomon's zweites Antiviren-Tool ins Haus

19.06.1998

Die Frage nach dem Sinn, mit McAfee und Dr Solomon's zwei Antiviren-Programme unter einem Dach zu führen, beantwortet NA derzeit allerdings noch zurückhaltend. Die Zusammenführung der beiden Konkurrenten werde sich auf dem Weg zu einer multinationalen Company auszahlen, erklärt NA-Chef Bill Larson. Beide Produkte will man vorerst parallel weiterführen, wobei sich NA die Stärke der Vertriebskanäle, die McAfee in den USA bietet, mit Dr Solomons's nun auch in Europa sichern will. Kurz nach dem Merger soll das Toolkit der Briten mit den NA-Security-Suites "Total Virus Defense" (TVD) und "Net Tools Secure" gebündelt werden.

Frank Brandenburg, Geschäftsführer der Hamburger Niederlassung von Dr Solomon's, geht davon aus, daß die Antiviren-Programme mittelfristig zu einem Produkt verschmolzen werden. Die hauseigene Software könne dabei aufgrund der besseren Erkennungsmechanismen den Kern bilden. Es mache keinen Sinn, so Brandenburg, zwei unterschiedliche Such-Engines über längere Zeit parallel zu entwickeln. Zudem sei davon auszugehen, daß sich NA für über eine Milliarde Mark mehr erwartet als nur die Öffnung europäischer Vertriebskanäle.

Der Grund für NAs zurückhaltende Äußerungen zur künftigen Produktstrategie liegt auch darin, daß die Übernahme von den Aktionären noch bewilligt werden muß. Besitzer von Dr-Solomon's-Anteilen sollen pro Papier 0,27625 NA-Stammaktien erhalten. Mit einem Abschluß der in solchen Fällen oft komplizierten Verhandlungen rechnen die Beteiligten in drei Monaten.

Für Lutz Becker, Geschäftsführer der Norman Data Defense Systems GmbH aus Solingen, kommt der Zusammenschluß nicht überraschend. Die von ihm seit zwei Jahren prognostizierte Marktbereinigung - die Übernahme von Thunderbyte durch sein Haus oder der Ausstieg IBMs aus dem Antiviren-Markt sind Beispiele - werde durch diesen "Mega-Deal" fortgeführt. Der Experte gibt allerdings zu bedenken, daß jede Herstellerkonzentration erhebliche Risiken für IT-Anwender birgt. Weniger Wettbewerb bedeute auch schnell einen geringeren Servicelevel bei steigenden Kosten, so die Erfahrungen.