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Das Rennen ist gelaufen

MySpace geht Facebook aus dem Weg

28.10.2010

Ab in die Nische

Und was wird nun aus MySpace? Firmenchef Mike Jones macht aus der Not jedenfalls eine Tugend. "Nischenplayer bieten oft das bessere Erlebnis im Internet", argumentiert er etwa. "Wir hatten das Gefühl, dass MySpace über die Jahre ein zu breites Produktangebot bekommen hat. Deswegen verschlanken wir das jetzt."

So klar wie noch nie gibt Jones zu Protokoll, dass sich sein Unternehmen nicht mehr mit Facebook messen wolle: "Das neue Myspace ist eine Ergänzung zu anderen Plattformen. Es ist keine Alternative zu Facebook oder Twitter." Man wolle der Ort sein, wo junge Leute neue Musik, Filme oder Spiele entdecken oder sich darüber austauschen können.

Ohne Risiko ist der neue Kurs auch nicht, denn für alles gibt es schon irgendwo eine Plattform. Will man sich über eine laufende Fernsehsendung austauschen, kann man zum Beispiel zu Twitter gehen. Die Vorlieben der Freunde bekommt man auch über Facebook mit. Und zum Entdecken neuer Musik will Apple sein neues Netzwerk Ping etablieren.

Jones glaubt dennoch nicht, dass MySpace mit dem neuen Konzept zwischen den Stühlen landen wird. "Was wir gelernt haben ist, dass die Nutzer im Internet auf verschiedenen Plattformen Gemeinschaften für unterschiedliche Zwecke bilden." Da sei auch genügend Platz für MySpace als eigenständige Plattform für Unterhaltungsinhalte.

Punkten will Jones auch auf mobilen Geräten. Bereits heute wähle sich ein Drittel der Nutzer von unterwegs bei MySpace ein. Mitte November soll auch das mobile Angebot umgebaut werden - ebenfalls mit einer drastischen Neuerung: Die mobilen Web-Anwendungen sollen künftig ohne Login funktionieren. "Zum Beispiel auf dem iPhone wird die neue App den User fragen, ob sie für ihn eine Playlist erstellen soll. Wenn er zustimmt, wird die App die Songs auf Grundlage der Musik auf seinem Telefon zusammenstellen", erläutert Jones. (Andrej Sokolow, dpa/ajf)