Das "Gdrive" nimmt Gestalt an

My Stuff: Google will die Daten von Nutzern online vorhalten

27.11.2007
Gerüchte um ein "Gdrive" kursieren schon länger. Jetzt nehmen die Pläne von Google, Nutzern die Speicherung ihrer Daten auf seinen Servern anzubieten, offenbar konkretere Gestalt an.

Einem Bericht des "Wall Street Journal" zufolge will Google seinen Nutzern die Möglichkeit eröffnen, im Prinzip all ihre Dokumente statt auf der lokalen Festplatte bei Google in der "Cloud" abzulegen. Sie wären dann via Internet von verschiedenen PCs und auch mobilen Endgeräten aus zugänglich (natürlich passwortgeschützt) und ließen sich auch mit anderen Nutzern teilen.

Der Dienst, zumindest zeitweise Google-intern unter dem Codenamen "My Stuff" gehandelt, könnte dem Bericht zufolge in einigen Monaten starten. Google werde eine begrenzte Menge Speicherplatz kostenlos offerieren und darüber hinaus Geld verlangen, heißt es weiter. Die dafür geplanten Preise sind aber noch nicht bekannt.

Online-Datenspeicher sind im Prinzip nicht neu und werden auch längst von vielen Anbietern offeriert. Auf breiter Front konnten sie sich bislang aber weder bei Consumern noch bei Unternehmen etablieren. Google mit seiner Omnipräsenz hätte aber sicher Chancen, das zu ändern. Zudem will sich der Internet-Riese durch gewohnt einfache Benutzerführung von Wettbewerb absetzen - neben einem Web-Interface sollen My-Stuff-Nutzer ihre Daten genauso verwenden können, als lägen sie auf einer physikalisch im PC befindlichen Festplatte. Gerüchte über ein solches "Gdrive" geisterten schon im vergangenen Frühjahr durch die Presse.

Mit dem neuen Service dürfte Google auch mit neuen Problemen konfrontiert werden, insbesondere was Datenschutz, Copyright, die nötige Storage-Infrastruktur und unterbrechungsfreien Betrieb derselben angeht. Auf der anderen Seite böte sich mit dem Online-Speicher die Möglichkeit, eine zentrale Suche über lokale wie im Netz gespeicherte Nutzerdateien zu realisieren. Im Prinzip bietet Google seinen Kunden ja schon heute die Möglichkeit, Daten im Netz vorzuhalten - so etwa bei G(oogle)mail, Google Docs oder dem Bilderdienst Picasa.

Mit My Stuff könnte Google außerdem den Wechsel zu Web-basierendem Computing weiter beschleunigen und den Internet-Wettbewerb mit Microsoft verschärfen. Der Redmonder Konzern bietet seit kurzem ebenfalls verstärkt Web-basierende Dienste an und testet mit "Windows Live SkyDrive" auch schon ein Online-Laufwerk (mit 1 GB kostenlosem Speicherplatz).

Microsofts Vice President Chris Capossela erklärte, sein Arbeitgeber gehe davon aus, dass die Nutzer sowohl Software auf ihrem Rechner als auch Internet-basierende Dienste wünschten. Viele Kunden trauten aber Web-basierendem Massenspeicher grundsätzlich nicht. Außerdem werde Google seinen Online-Speicher nicht nutzen können, um Kunden damit auf seine anderen Dienste zu locken, wenn die Dienste nicht auch für sich gesehen attraktiv seien. "Wir haben so viel Zeit und Energie investiert, um zu verstehen, wie man Kunden ein Maximum an Schutz der Privatsphäre zusichern kann."

Dahinter will Google natürlich keinesfalls zurückstehen. "Das gehen wir ganz gewiss von unserer Seite mit äußerster Vorsicht an", erklärte eine Firmensprecherin. "Wir haben schon jetzt umfassende Schutzmaßnahmen für unsere Nutzerdaten und in dieser Hinsicht eine sehr starke Erfolgs- und Erfahrungsgeschichte." (tc)