Schreibtischkultur

My Büro is my Castle

09.02.2012
Von 
ist freie Wirtschaftsjournalistin in London.

Verschönerung hat ihre Grenzen

Doch Vorsicht. Bevor man die eigene Sammlung von Super-Mario-Figuren aufbaut, sollte man mit offenen Augen durch die Firma gehen und gucken, was willkommen ist. "Häufig widerspricht die Corporate Identity den Bedürfnissen des einzelnen Mitarbeiters nach seinem eigenen Territorium", so Kruse-Graumann. Soll heißen: Ein Arbeitgeber, der stolz ist auf die cool durchgestylte Firmeneinrichtung, mag wenig Verständnis für die Star-Wars-Sammlung des IT-Leiters mitbringen.

Wann zu viel wirklich zu viel ist, muss jeder Mitarbeiter selbst entscheiden. Wer sich einrichtet nach dem Motto "My Büro is my castle", wird nicht punkten. Es gilt, immer an die Normen zu denken. "Und die werden beispielsweise verletzt, wenn Kollegen den Eindruck bekommen, sie beträten ein privates Wohnzimmer", sagt Fachmann Stephan.

Dietrich Schmitt, Unisys: "Ein Pirelli-Kalender macht sich nicht so gut, wen Kunden kommen."
Dietrich Schmitt, Unisys: "Ein Pirelli-Kalender macht sich nicht so gut, wen Kunden kommen."
Foto: Privat

Schluss mit der Verschönerung sollte sein, bevor der Chef sich fragen könnte "Kann der Kollege bei diesem ganzen Kram eigentlich noch klar denken?" Berater Breidung rät, "die Balance zu halten zwischen dem, was mir die Arbeit versüßt, und dem, was mein Umfeld von mir fordert". Bei Electronic Arts etwa ist Schluss mit lustig, wenn andere Kollegen gestört werden könnten, etwa durch Musik. Zudem sollten auch IT-Kreise auf ein Schreibtisch-Durcheinander im großen Stil verzichten. "Dass Genies angeblich das Chaos beherrschen, ist längst als Mythos enttarnt", so Breidung. Und Unisys-Geschäftsführer Schmitt weist darauf hin, dass die Großraumbüros der Firma auch "unsere Visitenkarte für Geschäftspartner" sind. Schmitt schmunzelt: "Da würde sich ein Pirelli-Kalender wohl nicht ganz so gut machen."