Mutter Camouflage

26.05.1989

In großen, blauen Shops kehrt wieder 370-Host-Ruhe ein, nachdem die "programmierbaren Arbeitsplatzsysteme", bisher bekannt als "Personal Computer" oder "PC", an die SAA-Leine genommen wurden. Mit "Officevision" (Seite 1) hat "Mutter Camouflage" ("Big Blue" dürfen wir ja nicht mehr schreiben, siehe unten) die Voraussetzungen geschaffen, mehr Mipse zu verbraten - und zwar "durchgängig" (O-Ton IBM), unter MVS, unter VM, unter OS/2 ja auch - nicht zu vergessen - unter OS/400, für Anwendungen im Büro, welche das auch immer sein mögen.

Mindestens 12 MB Hauptspeicher an jedem Schreibtisch braucht das "Officevision"-Paket - redundanter geht's nicht. Wer das bezahlen soll? Nun, die IBM schützt die Investitionsdenkmäler ihrer Kunden. Doch wer schützt die PC- und AT-Benutzer? Auch sie haben schließlich viel Geld in einen "Industriestandard" (Charlie Chaplin) investiert, um sich die "Apples" vom Leibe zu halten.

Wer es noch nicht gemerkt hat: Die IBM setzt die System-Anwendungs-Architektur SAA als Ausgrenzungswaffe ein. Wo, bitte, macht "Officevision" systemunabhängig? Es geht hier um die hochpolitische Frage, wer Macht über Standards besitzt. Mit SAA will IBM den Sack endgültig zubinden. Jetzt wird sich zeigen, ob es die Anwender mit der Forderung nach "offenen" Systemen ernst meinen. Insofern zwingt die "Officevision"-Ankündigung zu einer Stellungnahme - so oder so.