Militärgericht

Mutmaßlichem Wikileaks-Informanten Manning droht lebenslange Haft

06.02.2012
Es soll sich um den schwersten Geheimnisverrat in der US-Geschichte handeln.

Abertausende Dokumente soll der Soldat Manning an Wikileaks weitergereicht haben. Jetzt soll ein Militärrichter über seinen Fall entscheiden. Die Gemeinde der Whistleblower wird genau hinschauen.

Dem mutmaßlichen Wikileaks-Informanten Bradley Manning droht eine Verurteilung zu lebenslanger Haft. Alle von der Staatsanwaltschaft vorgebrachten Anklagepunkte würden an ein Militärgericht überwiesen, teilte die US-Armee am Freitag (Ortszeit) mit. Der Sender CNN berichtete, ein Schuldspruch in allen Punkten bedeute für Manning Lebenslänglich.

Dem Soldaten wird vorgeworfen, über 700.000 größtenteils geheime Dokumente an die Internet-Plattform Wikileaks weitergegeben zu haben. Dem 24-Jährigen werden "Unterstützung des Feindes" sowie zahlreiche weitere Anklagepunkte vorgehalten. "Unterstützung des Feindes" ist in den USA ein Kapitalverbrechen. Unklar ist, wann das Verfahren beginnen soll.

Die "Washington Post" sprach am Samstag vom schwersten Fall von Geheimnisverrat in der amerikanischen Geschichte. Wikileaks hatte 2010 und 2011 detaillierte Informationen über die Kriege im Irak und in Afghanistan sowie unzählige Diplomatendepeschen via Internet öffentlich gemacht - was für die USA eine schwere Blamage bedeutete.

Bei einer Anhörung vor einigen Wochen hatte die Verteidigung bereits zur Milde aufgerufen. Durch die Enthüllungen sei kein Schaden entstanden. 30 Jahre Haft für den Obergefreiten seien daher angemessen.

Dagegen hatte die Anklagebehörde den Standpunkt vertreten, es gebe erdrückende Beweise, dass der Geheimdienst-Analyst Manning während seines Einsatzes im Irak "konstant, bewusst und methodisch" interne Dokumente aus regierungseigenen US-Computern gezogen habe.

Schon vor Beginn des Verfahrens hatten Unterstützer für Manning mobilisiert. Das "Bradley Manning Support Network" setzt sich etwa für bessere Haftbedingungen für den 24-Jährigen ein. Die deutsche Schriftstellervereinigung PEN dankte ihm demonstrativ "für den Verrat unwürdiger Geheimnisse". (dpa/tc)