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Digitalisierung von Zeitungen

Murdoch Junior attackiert die British Library

25.05.2010
Von pte pte
News-Corp-Chairman James Murdoch, Sohn von Medienmogul Rupert Murdoch, schießt scharf gegen die British Library

Im Stile des Vaters kritisiert Murdoch Junior Pläne der britischen Bibliothek, die nationalen Zeitungen zu digitalisieren und zu archivieren, berichtet der Guardian. "Öffentliche Einrichtungen sollten nicht entscheiden, wie urheberrechtlich geschütztes Material für kommerzielle Zwecke ausgenutzt werden kann", so Murdoch. Am Mittwoch hatte die British Library angekündigt, gemeinsam mit der IT-Firma Brightsolid über 40 Millionen Seiten aus der nationalen Zeitungssammlung digitalisieren zu wollen. Die Sammlung umspannt drei Jahrhunderte und 52.000 lokale, nationale und internationale Titel. Online soll das Archiv dann gegen Bezahlung einsehbar sein.

"Das Thema muss man differenziert betrachten", meint Anja Pasquay, Pressereferentin des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV), gegenüber pressetext. "Viele Bibliotheken überlegen, wie sie den vorhandenen Raum am besten nutzen können und ob es womöglich ausreicht, Zeitungen und auch Zeitschriften nur noch digital vorzuhalten." Gerade für kleinere Verlage ohne großen finanziellen Spielraum für solche Aktivitäten könne die Unterstützung durch eine Bibliothek auch eine Möglichkeit sein, ihre Archivbestände überhaupt zu digitalisieren.

"Abzulehnen sind allerdings alle Erweiterungen, die die Rechte der Verlage und ihrer Autoren beschädigen", ergänzt Pasquay. Ein digitales Archiv dürfe nach deutschem Recht allenfalls und unter bestimmten Voraussetzungen zur Bestandssicherung angelegt werden. "Soll es Dritten zur Verfügung gestellt werden, bedarf der Archivbetreiber der Zustimmung der Urheber oder sonstigen Nutzungsberechtigten", erläutert Pasquay.

In seiner Rede zur Eröffnung des Centre For Digital Humanities am University College London warnte Murdoch davor, dass öffentliche Institutionen immer mehr auf den Spuren kommerzieller Organisationen wandelten. Die Einrichtungen trachten laut dem News-Corp-Chairman danach, ihr Publikum zu vergrößern, um mehr Nutzer für sich zu gewinnen und ihre Finanzen aufzubessern.

"Man muss sich nur die aktuelle Kontroverse um das Vorhaben der Bibliothek, unbegrenzten Zugang zu digitalen Inhalten zu bieten, anschauen - Material, das von Verlagen produziert und zu kommerziellen Zwecken verfügbar gemacht wurde", so Murdoch. Wie bei Suchmaschinenunternehmen üblich würde der öffentliche Sektor nun auf Inhalte zum Nulltarif aus sein.

Rupert Murdoch und sein Medienhaus haben immer wieder das Vorgehen von Suchmaschinen wie Google kritisiert und auch mit Klagen gedroht. Zuletzt hatte es aber offenbar eine kleine Annäherung zwischen den beiden Seiten gegeben. James Murdoch bestätigte im Zuge seiner Rede auch, dass Gespräche im Gang seien, wie Google den Medienkonzern News International für aggregierte Nachrichten bei Google News "entschädigen" könnte. (pte)