"Daily"

Murdoch arbeitet an iPad-"Zeitung"

22.11.2010
Medienmogul Rupert Murdoch steht nach Informationen aus den USA und Großbritannien vor dem Start einer Tageszeitung rein fürs iPad und ähnliche Tablets.

Für das Projekt, das er mit Apple-Chef Steve Jobs vorantreibe, habe der Verleger in New York bereits 100 Journalisten eingestellt. Das Produkt soll zu Beginn des nächsten Jahres auf den Markt kommen, schrieb der "Guardian" am Sonntag in seiner Online-Ausgabe - siehe dazu auch den Beitrag von Holger Schmidt im "FAZ"-Blog "Netzökonom".

Die US-fokussierte "Zeitung" soll demnach unter dem Titel "Daily" erscheinen und 99 US-Cent pro Woche kosten - viel weniger als eine gedruckte Tageszeitung. Dies sei möglich, weil keine Druck- und Vertriebskosten anfielen. Das Display-Blatt soll die Stärken von Boulevard- und Qualitätszeitungen verbinden. Leitende Redakteure kämen von der britischen Boulevardzeitung "The Sun" und von der "New York Post".

An der Entwicklung sind den Angaben zufolge auch Apple-Techniker beteiligt. Die Inhalte sollen direkt aufs iPad oder vergleichbare Geräte anderer Hersteller gespielt werden - eine gedruckte oder Web- Ausgabe soll es nebenher nicht geben.

Murdoch setzt als einer von wenigen Verlegern konsequent auf Bezahl-Inhalte im Internet. Die Online-Ausgabe seines britischen Flaggschiffs "The Times" hat Hunderttausende Leser verloren, seit man sie nur noch gegen Bezahlung lesen kann. Murdochs Medienkonzern News Corporation sieht es aber als Erfolg an, dass 100.000 zahlende Leser übrig geblieben sind.

Auch das britische Massenblatt "The Sun" wird inzwischen von einer sogenannten Paywall geschützt. Das ebenfalls zum Murdoch-Imperium gehörende US- Blatt "Wall Street Journal" fährt schon immer eine Strategie der teilweisen Bezahlpflicht und hat zwei Millionen Leser im Internet.

Murdochs Versuche, mit Inhalten im Internet Geld zu verdienen, werden in der Medienbranche auch in Deutschland genau beobachtet. Vielen Verlegern gilt der wirtschaftliche Erfolg im Internet als Schlüssel für das langfristige Überleben des Mediums Tageszeitung. Wirtschaftlich tragfähige Modelle sind bisher jedoch Mangelware. (dpa/tc)