Programmiersprachen im Benchmark-Test:

Mumps weist Cobol klar in die Schranken

18.05.1984

MÜNCHEN(hh) - Als Spitzenreiter entpuppte sich die Programmiersprache "Mumps" bei einem Benchmark-Test, den das spanische Beratungsunternehmen Calculo de Sabadell, Barcelona, im Zuge eines Kundenauftrages durchführte. Cobol, Fortran, Basic und RPG III wurden auf sieben verschiedenen Rechnersystemen weit nach hinten gedrängt. Die Berater sehen denn auch in dieser Sprache eine gute Möglichkeit, durch eine Steigerung der Programmierleistung und eine bessere Ausnutzung der verfügbaren Kapazitäten Geld zu sparen.

Mumps zählt zu einer der wenigen von der amerikanischen Normierungsbehörde standardisierten höheren Programmiersprachen. Entwickelt wurde diese Sprache am Massachusetts General Hospital unter der Leitung von G. Octo Barnett und Neil Pappalardo. Das Team begann mit den ersten Arbeiten bereits 1965. Als Entwurfsziel für das "Massachusetts General Hospitals Utility Multiprogramming System" (Mumps) war vorgegeben, eine Basic-ähnliche prozedurale Sprache zu schaffen. Integriert werden sollte ein Datenhaltungs- und -verwaltungssystem für lokal gespeicherte und Plattendaten. Das Produkt, so die damaligen Anforderungen, sollte zusätzlich einen Satz leistungsfähiger Operationen für komplexe Textmanipulation enthalten.

Die ersten Anwendungen wurden 1966 fertiggestellt. Im Laufe der folgenden drei Jahre nutzten immer mehr Anwender nicht nur aus dem medizinischen Bereich diese Sprache, so daß sich verschiedene Mumps-Derivate bildeten. Um diesem Wildwuchs zu begegnen, gründete sich ab 1972 eine Mumps-Entwicklungsgruppe (Mumps Development Comittec-MDC) zur Entwicklung eines gemeinsamen Sprachstandards. Ein erster Entwurf wurde 1975 vorgelegt, der von den beteiligten Stellen akzeptiert und der US-Normungsbehörde kurz darauf vorgelegt wurde.

Ende 1977 erfolgte die Standardisierung, die vor allem die Möglichkeit bot, portable Programme zu erstellen. Mumps erfreut sich einfacher Sprachdefinitionen und ist dennoch vergleichsweise umfassender als andere Programmiersprachen, da neben der eigentlichen Sprache auch Elemente einer Anweisungssprache für das Betriebssystem enthalten sind. Der Einsatz dieser Sprache war ursprünglich nur für Minis vorgesehen, inzwischen aber ist Mumps auch auf Großrechnern und Mikros implementiert.

Die japanischen Unternehmensberater wählten für ihren Benchmark-Test vier 32-Bit- und drei 16-Bit-Rechner. RPG III lief auf einem System /38 Modell 5 mit zwei Megabyte, Cobol auf Data Generals MV/6000 mit einem Megabyte, Honeywell 6/92 (1 MB) und Nixdorf 8890/30 (1 MB), Fortran auf HP3000, Basic auf Microdata Reality 2000 und Mumps auf einer DEC PDP- 11/44.

Die Aufgabe bestand im Aufbau einer Datenbank mit festgelegter Struktur. In der praktischen Arbeit wurden klar definierte Tabellen abgefragt, die aus dem Lager- und Verkaufswesen stammten. Wie die Tabelle zeigt, beträgt allein der Unterschied beim Erstellen der Datenbank maximal fünf Stunden 28 Minuten. Im ungünstigsten Fall hatte der Programmierer mit Cobol 3046 Zeilen mehr Programm zu erstellen als mit Mumps. Aber auch die Zugriffszeiten bei längeren Abfragen, variierten beträchtlich, während sie bei "short queries" bis auf einen Ausrutscher bei Microdata relativ dicht beieinander lagen.

Die Berater kommen zu dem Schluß, daß ein Anwender, der eine interaktive Datenbankanwendung erstellen will, durch den Einsatz von Mumps eine bis zu fünfmal stärkere Leistung aus seinem Rechner. "kitzeln" kann.