Kritische Stimmen zur Support-Praxis von Mini-Marktführer Digital Equipment:

Mumps dank Mikro-Version total durchgängig

07.11.1980

KIEDRICH - "Die Portabilität von Anwenderprogrammen zu sichern, ist unser Ziel, nicht, ein Gewerbe daraus zu machen." So äußerte sich Professor Dr. Wolfgang Giere, Leiter der Abteilung für Dokumentation und Datenverarbeitung im Zentrum der Medizinischen Informatik an der Frankfurter Universität und seit kurzem Executive Director der Mumps Users Group-Europe, vor einer kleinen Gruppe deutscher Mumps-Interessenten, die sich im Rheingauort Kiedrich eingefunden hatte.

Mumps, das MGH Utility Multi-Programming System (MGH ist das Massachusetts General Hospital in Boston), ist, wie Giere unterstrich, das einzige international standardisierte, herstellerneutrale Dialog-, Datenbank- und Programmsystem mit änderungsfreier Übertragbarkeit vom Kleinst- bis zum Großrechner. Die Portabilität bis hinab auch zum Mikrocomputer ist gewährleistet, seitdem Professor Dr. Richard F. Walters von der University of California (Davis) "Micro-Mumps" implementiert hat. Welche Verfahren er angewandt hat, damit das interpretative Mumps eine Assembler-Sprache als Zielsprache generiert und unter dem CP/M-Betriebssystem lauffähig ist, schilderte Walters dem Kiedricher Zuhörerkreis. Es handele sich dabei, assistierte ihm Giere, um eine "saubere Generatortechnik, die fast gleichwertige Ergebnisse liefert wie trickreiche Direkt-Implementierungen".

An Mikrocomputer-Typen mit CP/ M oder ähnlichen Betriebssystemen, auf denen Micro-Mumps einsetzbar ist (oder in Kürze sein wird), wurden genannt: Intel 8080 und 8085, Apple, Zilog Z-80; Cromemco, North Star und TRS-80. Micro-Mumps (Mumps Release 2.30 für CP/M-Rechner) ist erhältlich auf Floppy Disk und mit englischer Dokumentation zum Preis von 200 Mark.

Mumps ist nach Gieres Angaben weltweit über 5000mal installiert, in Europa 500 bis 750mal - vorwiegend auf Systemen von DEC, Harris und Philips. Die Mumps Users Group-Europe, die Ende Oktober in Wien tagte (125 Teilnehmer) hat 400 Mitglieder und auf der Verteilerliste weitere 800 Interessenten. Anläßlich der Wiener Tagung wurden Mumps-Systeme von DEC, Philips und Tandem im praktischen Betrieb gezeigt. Giere merkte an, daß Mumps jetzt auch für den Siemens-Rechner 7.500 verfügbar sei.

In Wien wurde Paul Stylos zum neuen Präsidenten der europäischen User-Group gewählt. Stylos trat in der Vergangenheit hervor als Entwickler des "Digital Standard Mumps" DSM11 von DEC. Diese Tatsache - des wurde in Kiedrich deutlich - ist nicht nur für die "Mumps-Funktionäre", sondern auch für einige Anwender Anlaß zur Hoffnung: Schließlich habe selbst ein Brief an DEC-Chef Kenneth Olsen bislang nicht zu bewirken vermocht, daß der Mini-Marktführer großen Teilen seiner Mumps-Kunden einen Support zukommen läßt wie er für "normale" Kunden selbstverständlich sei.

Giere hatte denn auch einen Ausweg parat: Die beste Mumps-Implementation auf sämtlicher Hardware gebe es bei Intersystems in Boston.