Anwenderbericht der Varta AG, Hannover:

Multiplex 80 steuert die Batterieproduktion

21.09.1979

HANNOVER - Der Fertigungsbetrieb der Varta AG hat nicht lange in fernen Landen gesucht. Nach dem Motto, "Sieh, das Gute liegt so nah", heuerte die Batteriefabrik in Niedersachsens Landeshauptstadt eine Betriebsdatenerfassungsanlage vom Nachbarn Kabelmetal für den Fertigungsbetrieb an der Leine an. Georg Wadehn sprach mit Heinrich Bartling, dem Projektleiter für diese Multiplex-80-Anwendung.

Die Varta AG hatte Probleme durch die manuelle Erfassung der Fertigungs- und Lohndaten im Betrieb Die Urbelege wurden am Arbeitsplatz erstellt, durch die Lohnschreiber bearbeitet, zentral auf Datenträger umgesetzt und schließlich in der EDV verarbeitet.

Dadurch lagen die Informationen für die Fertigungssteuerung zu spät vor, um überhaupt noch einen Wert für dispositive Entscheidungen der Fertigungssteuerleitung zu haben.

Die Lösung heißt "Echtzeiterfassung"

Um den beachtlichen Mengenfluß an Rohmaterial, Teilen und Halbfertigprodukten in den Griff zu bekommen, wurde aus dem Fertigungsbereich Montage, Vorratsläger und Fertigwarenläger eine Dispositionseinheit gebildet.

Überall dort, wo Produktionsmaterial in die Dispositionseinheit einfließt und wo fertige Produkte - Starterbatterien für Autos - sie verlassen, wurden Kabelmetal-BDE-Terminals installiert. Die Mengenerfassung erfolgt unter anderem mit einer Zählwaage, die vom Kabelmetal-System ausgefragt wird.

Die im Multiplex-80-System und der zentralen EDV geführten Bestandsdateien werden durch die an den BDE-Terminals erfaßten Mengen wie Konten in der Buchhaltung be- und entlastet. So bedeuten einfließende Produktionsmaterialien Abgänge aus der Teilefertigung und Zulieferteile gleichzeitig Wareneingänge.

Das Erfassen der Fertigprodukte beim Verlassen der Dispositionseinheit löst im Multiplex-80-System durch eine Rückauflösung nach Produktionsmaterial eine Entlastung des Dispositionsbestandes und einen Zugang im Fertigwarenlager aus.

Fertigungssteuerung ist "im Bilde"

Wer Entscheidungen treffen muß, will informiert sein! In der Abteilung "Fertigungssteuerung" hat Kabelmetal ein kombiniertes Dispositions-Terminal aus Tastatur, Bildschirm und Drucker installiert. Hier können zum Beispiel jederzeit Bestände abgefragt werden, durch Eingabe von Planungs- und Erwartungsdaten Bedarfsermittlungen durchgeführt und sonstige

Planungsunterlagen erstellt werden.

Besonders dieser Dispositionsbereich erwies sich für das Kabelmetal-System als sehr Software-aufwendig. Da mußten viele Übersichten mit ins Detail gehenden Aussagen realisiert werden. Bartling: "Das ist nur bei unseren relativ einfachen Produkten möglich", und der Ingenieur fügt hinzu, "man sollte es sich sonst überlegen, weil der Aufwand viel zu groß ist."

So bekommt man bei Varta die aktuellen Informationen von Multiplex 80 und die aufwendigeren Informationsauswertungen von der zentralen EDV.

Kritische System-Auswahl

Man hatte es sich bei Varta nicht leichtgemacht, als man 1977 Multiplex 80 von Kabelmetal als "bestes System" - so Heinrich Bartling, früher einmal Logistikplaner im Europabereich - auf dem Markt auswählte. Bartling: "Den Leistungskatalog hat eben Kabelmetal am besten erfüllt."

Dabei hatte sich Kabelmetal gegen "dicke" Konkurrenz durchzusetzen: In vorderster Linie Siemens, die mit Betriebsdatenerfassung und Fertigungssteuerung in der produzierenden Industrie schon lange Erfahrung gesammelt haben, und nicht zuletzt auch Nixdorf.

Wesentliche Entscheidungsgründe für Kabelmetal waren

- die Flexibilität des Systems,

- die einfach zu bedienenden Terminals,

- die Kommunikation über 2-Draht-Telefonleitungen,

- der günstig gelegene Service und

- die Bereitschaft Kabelmetals, das System entsprechend

- der Aufgabenstellung schlüsselfertig mit Hard- und

- Software zu liefern.

Doch auch für die Kabelmetal-Datenverarbeiter war das kein Routinegeschäft, denn für ein BDE-System war es doch recht programmlastig und aufwendig. Immerhin dauerte es dann auch fast ein Jahr, bis das System im Juli 1978 voll in Betrieb genommen wurde.

Als nächsten Schritt plant Heinrich Bartling eine technische Verfeinerung der Datenerfassung durch Einsatz strichcodierter Etiketten.

*Georg Wadehn ist freier EDV-Fachjournalist in Hannover