Multimedia - wie haetten Sie es denn gerne?

10.03.1995

Es ist schon einige Monate her, dass sich die Wochenzeitung "Die Zeit" mit der Zukunft des PCs als "Denkwerkzeug" auseinandersetzte - was sich dann unter anderem so las: "Es wird einen PC fuer die Doofen geben, die damit eine hoehere Art des Channel-Surfings quer durch interaktive Seifenopern betreiben koennen. Er wird vielleicht Set-top-Box heissen und produziert werden von der Konsumelektronikindustrie oder von PC-Herstellern, die rechtzeitig in diese Branche wechseln. (...) Die Computerhersteller werden weiter dafuer zustaendig sein, mit ihren Produkten und Handbuechern (kuenftig noch umfangreicher auf CD-ROM) die verquere Elite aus ambitionierten Anwendern und professionellen Systemingenieuren auf Trab zu halten. Waren es gestern IRQ-Probleme, so sind es heute API-Probleme, und morgen werden es vielleicht ATM-Probleme sein. Der Computerindustrie faellt sicher etwas ein, was nicht funktioniert."

Was hat dies mit Multimedia zu tun, duerfte sich nun vielleicht der eine oder andere fragen. Sehr viel, lautet die Antwort, weil dadurch im Prinzip schon alles Notwendige gesagt beziehungsweise geschrieben worden ist; jedenfalls ueber den allglueckselig machenden PC als Multimedia-Endgeraet. Seit Jahren kursiert nun schon Multimedia als der alles elektrisierende und zugleich laehmende Begriff in der Branche, und mit ihm immer mehr (oder weniger) fiktive Anwendungen. Dieser Schwerpunkt kann daher nur eine kleine Auswahl bieten; man haette genauso gut auch ueber Telemedizin, Virtual Reality im CAD-CAM-Bereich, Verkehrsleitsysteme und Umwelt- sowie Katastrophen-Management berichten koennen. Und wem das nicht genuegt, der kann sich die Agenda des Bruesseler G7-Gipfels in Erinnerung rufen, wo die salbungsvollen Reden zur multimedialen Informationsgesellschaft genauso lang wie die Liste der angedachten Pilotprojekte waren.

Man beginnt jetzt erst, Multimedia auszuprobieren, und keiner weiss, wie am Ende das Ergebnis aussehen wird. Dort indes, wo Multimedia bereits funktioniert (und wo sich aufgrund realistischer Einsatzszenarien so etwas wie zarte Blueten eines Marktes herauskristallisiert haben), ist es immer noch schlichtweg zu teuer. Ein bisschen Videokonferenz, Telemedizin oder Telelearning und natuerlich etwas ATM inklusive Video on demand - wie haetten Sie es denn gerne? Noch koennen wir, als Anwender und Konsumenten, die Maerkte von morgen bestimmen.