IFA

Multimedia-Schaufenster soll Kundenträume wecken

04.09.2009
Viel Spielstube, viel technologischer Erlebnispark und auch ein wenig Wohnzimmer - die Funkausstellung IFA in Berlin ist auf die Neugierde der Besucher ausgerichtet.

Für sechs Tage sind die 22 Messehallen unter dem Berliner Funkturm ein Multimedia-Schaufenster. Überall heißt es schauen, staunen und ausprobieren. Denn das elektronische Wunderland IFA soll Käuferträume wecken. Die Besucher gehen nach einem Rundgang vollgestopft mit Eindrücken und Informationen nach Hause. Offen ist, ob dann die Qual der Wahl bei der Suche nach dem richtigen Produkt geringer ist.

Pünktlich um 10.00 Uhr am Freitag war auch das letzte der zigtausend TV-Geräte am Netz und das Standpersonal mit eindringlichen Worten auf den Besucheransturm eingestimmt. Wer dann schüchtern oder verunsichert durch die Halle schlurft, wird von freundlichen jungen Damen angesprochen: "Darf ich Ihnen unsere neuen Fernseher zeigen?", "Kennen sie schon unsere Kaffeemaschinen?". Der einladenden freundlichen Handbewegung widersteht kaum ein Mann.

Überall kann probiert, getestet oder wegen der Vielzahl der Anwendungen auch verzweifelt werden. Die Hallen sind bunter und heller als in den Vorjahren. Denn um die TV-Geräte in den richtigen Käuferblick zu lenken, waren die Hallen früher vielfach "Dunkelkammern". Nun gibt es viel weiß und beige. Auf vielen IFA- Ständen ist das Wohnzimmer-Ambiente vergangener Jahre passé. Für die Fernsehwelt heißt es "noch größer". Was kürzlich noch als riesiges Format galt, wirkt gegenüber den neuen Geräten schon wieder klein.

Für den Blick in die Zukunft gibt es Mini-Kinos mit 3D-Fernsehen. Fürs dreidimensionale Staunen braucht man noch immer eine Brille - rot-grüne Papp-Sehhilfen sind aber Geschichte. Zur Ankündigung einiger Anbieter, 3D-TV sei in Kürze marktreif, gibt es auch mahnende Stimmen. "Wir sollten auf das setzen, was wir den Kunden jetzt in guter Qualität anbieten können. Und nicht so sehr über die Zukunft reden", formulierte ein Manager.

Auf der Messe wird kräftig für Blu-ray-Geräte geworben, das DVD- Nachfolgeformat mit gestochen scharfen Bildern. Einige Händler halten es noch für ein Zukunftsthema. Auch wegen hoher Preise für Filme greife das neue Format noch nicht richtig am Markt. Und nachdem die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender mit den Olympischen Winterspielen 2010 in das Zeitalter der Übertragung in hochaufgelösten Bildern einsteigen, bekommt das Thema HDTV noch einmal einen großen Schub.

Obwohl die Branche von der weltweiten Wirtschaftskrise betroffen ist, erinnern einige Stände mit künstlerischen Aspekten an frühere "goldene Zeiten". Anfang der 1990er Jahre, als die Hersteller fette Gewinne verbuchten, war die IFA auch schon mal Kunstplattform. Aufsehen erregte damals der Videokünstler Nam June Paik mit der Präsentation der Videoskulptur "Turtle".

Auf der IFA fehlen natürlich die Gewinnspiele nicht, mit denen vor allem junge Konsumenten angelockt werden sollen. Mit der Integration der Sparte Haushaltsgeräte bekommt die IFA zudem wieder mehr Show- Elemente als in früheren Jahren. Die Industrie setzt dabei voll auf den Koch-Trend. Wer sich auf den TV-Kanälen einen Namen erkocht hat, der steht oft auch auf der IFA hinter dem Herd. Für die Besucher hat die Beteiligung der "weißen Ware" auch etwas Gutes: Es gibt vielfach Kaffee - und zwar umsonst. (dpa/ajf)